Essen. Der von Jan Böhmermann inszenierte Varoufake ist eine boshafte Abrechnung mit Medienmechanismen. Dass es eine Fälschung ist, spielt keine Rolle.
Wer noch nicht wusste, dass Jan Böhmermann zu den kreativen Lichtblicken im deutschen Fernsehbetrieb zählt, der weiß es jetzt. Wie der 34-Jährige das deutsche Gebrüll um den vermeintlichen Stinkefinger des griechischen Finanzministers innerhalb von ein paar Minuten in seine Bestandteile zerlegt, das ist weit mehr als Comedy oder nur eine humorvolle Fingerübung für ein intellektuell gewogenes Publikum.
Es ist vielmehr eine wohltuend boshafte Abrechnung mit medialen Mechanismen, die öffentliche Empörungsfreude immer weiter zu füttern und dafür Risiken einzugehen. Einer Unart also, die selbst in einer vermeintlich seriösen Plauderrunde im öffentlich-rechtlichen Fernsehen wie der von Günther Jauch Einzug gehalten hat.
Ob das Video echt ist, spielt keine Rolle
Auch interessant
Dabei spielt es überhaupt keine Rolle, dass Böhmermann mit einer aberwitzigen Entstehungsgeschichte des Videos aufwartet, von der man nicht einen Satz glauben muss. Und es ist für diese grundsätzliche Betrachtung auch zweitrangig, dass Varoufakis den Stinkefinger am Ende doch gezeigt hat.
Böhmermann führt mit dem Reservoir technischer Trickmöglichkeiten nicht nur auf ausgesprochen unterhaltsame Weise vor, was heute möglich ist: Er belegt vor allem, dass der Zweifel immer zu den Grundtugenden journalistischer Arbeit zählen muss.