Tunis. . Vermutlich islamistische Terroristen haben ein ganzes Land unter Schock gesetzt. Im berühmten Bardo-Nationalmuseum richteten sie ein Blutbad an.

Nach dem beispiellosen Terroranschlag im Zentrum der Hauptstadt herrschen in Tunesien Schock und Entsetzen. Premierminister Habib Essid bildete einen Krisenstab. Der Volksaufstand vieler Tunesier gegen ihren Langzeit-Diktator Zine el-Abidine Ben Ali hatte im Januar 2011 den Arabischen Frühling ausgelöst.

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Es sollte ein entspannter Besuch im berühmten Bardo-Nationalmuseum werden und endete in einem Blutbad, vor allem unter unschuldigen Touristen. Unter den 21 Toten sind Opfer aus Deutschland, Polen, Italien und Spanien.

Fünf mit Kalaschnikows bewaffnete Terroristen sollen es ausgelöst haben. Wie ein Polizeisprecher mitteilte, wurden zwei Täter am Mittwochnachmittag in einem Feuergefecht getötet, bei dem auch ein Polizist ums Leben kam.

Viele Menschen durch Seitenausgänge in Sicherheit

Zuvor hatten die Sicherheitskräfte alle Volksvertreter evakuiert und die Umgebung weiträumig abgeriegelt. Aus dem Museum konnten sich kurz nach dem Überfall etwa 100 Menschen durch Seitenausgänge in Sicherheit bringen.

Am Mittwochnachmittag gelang es weiteren Touristen, unter dem Feuerschutz der Polizei zu fliehen – Alte und Junge, Frauen und Männer, Jugendliche und Kinder sowie Familienväter mit Kleinkindern auf dem Arm.

Einige der im Museum gefangenen Urlauber sandten per Handy Fotos und Kurznachrichten an die Außenwelt. Auf den Bildern sah man, wie Touristen in einem Ausstellungssaal auf dem Boden kauern. Eine Geisel schickte einen verzweifelten Notruf: „Sie schießen auf alles, bitte helft uns.“ Tunesische Abgeordnete berichteten von „einem heftigen Schusswechsel“ in der Umgebung des Museums und des Parlamentes.

Tunesien gilt als Hochburg der gewaltbereiten Dschihadisten

Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini machte die international aktive IS-Terrormiliz für die Tat verantwortlich. Tunesien gilt als Hochburg der gewaltbereiten Dschihadisten. Schätzungen zufolge sollen rund 3000 tunesische Extremisten in den Krieg nach Syrien und Irak gezogen sein. Mehr als aus jedem anderen nordafrikanischen Land.

Europas Regierungen mahnen Tunesien-Reisende schon länger zu „erhöhter Aufmerksamkeit, insbesondere in der Nähe touristischer Anziehungspunkte und religiöser Kultstätten“. Im wüstenartigen Süden des Landes bestehe zudem die Gefahr von Entführungen.

Auch die Grenzgebiete zu Algerien und erst recht zum im Chaos versinkenden Libyen gelten als riskant. Immer wieder kommt es dort zu Kämpfen zwischen Sicherheitskräften und islamistischen Extremisten, die versuchen, Waffen ins Land zu bringen.

Über die Täter gab es zunächst keine gesicherten Informationen. Tunesien hat in der Grenzregion zu Algerien eine kleine, hoch gefährliche Al-Kaida-Szene, deren Mitglieder bislang mehr als 60 Polizisten und Soldaten ermordeten.

IS-Extremisten im Nachbarland

Gleichzeitig wird das Land von Bürgerkrieg und Radikalisierung im benachbarten Libyen immer stärker in Mitleidenschaft gezogen. Dort haben im vergangenen Oktober radikale Gotteskrieger als erste in Nordafrika dem "Kalifen Ibrahim" alias Abu Bakr al-Baghdadi die Gefolgschaft geschworen.

Touristen sterben bei Angriff in Tunis

Nach dem Angriff auf das Nationalmuseum haben Tunesische Sicherheitskräfte das Gebäude umstellt.
Nach dem Angriff auf das Nationalmuseum haben Tunesische Sicherheitskräfte das Gebäude umstellt. © dpa
Extremisten sollen zunächst auf Sicherheitsleute geschossen haben.
Extremisten sollen zunächst auf Sicherheitsleute geschossen haben. © dpa
Auf dem Gelände befinden sich das tunesische Parlament und das Bardo-Museum.
Auf dem Gelände befinden sich das tunesische Parlament und das Bardo-Museum. © dpa
Sicherheitskräfte vermuten zwei, lokale Medien sprechen von drei Terroristen.
Sicherheitskräfte vermuten zwei, lokale Medien sprechen von drei Terroristen. © dpa
Es soll acht Tote geben.
Es soll acht Tote geben. © dpa
Bei einem Angriff in Tunis sind mehrere Touristen gestorben.
Bei einem Angriff in Tunis sind mehrere Touristen gestorben. © dpa
Bei einem Angriff in Tunis sind mehrere Touristen gestorben.
Bei einem Angriff in Tunis sind mehrere Touristen gestorben. © dpa
Bei einem Angriff in Tunis sind mehrere Touristen gestorben.
Bei einem Angriff in Tunis sind mehrere Touristen gestorben. © dpa
Bei einem Angriff in Tunis sind mehrere Touristen gestorben.
Bei einem Angriff in Tunis sind mehrere Touristen gestorben. © dpa
Bei einem Angriff in Tunis sind mehrere Touristen gestorben.
Bei einem Angriff in Tunis sind mehrere Touristen gestorben. © dpa
Bei einem Angriff in Tunis sind mehrere Touristen gestorben.
Bei einem Angriff in Tunis sind mehrere Touristen gestorben. © dpa
Bei einem Angriff in Tunis sind mehrere Touristen gestorben.
Bei einem Angriff in Tunis sind mehrere Touristen gestorben. © dpa
Bei einem Angriff in Tunis sind mehrere Touristen gestorben.
Bei einem Angriff in Tunis sind mehrere Touristen gestorben. © dpa
Bei einem Angriff in Tunis sind mehrere Touristen gestorben.
Bei einem Angriff in Tunis sind mehrere Touristen gestorben. © dpa
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Ein Trainingslager der IS-Extremisten existiert inzwischen nur 45 Kilometer von tunesischem Territorium entfernt. Im Westen Libyens hat sich ein IS-Kommando in Sabratha westlich der Hauptstadt Tripolis festgesetzt, auf halbem Wege zur tunesischen Grenze.

Schätzungsweise 1,5 bis drei Millionen Libyer leben inzwischen in dem kleinen Nachbarland. Die meisten haben sich vor der mörderischen Gewalt in ihrer Heimat in Sicherheit gebracht. Andere agieren als Waffenhändler, die Kriegsgerät aus den Arsenalen des im Oktober 2011 getöteten Diktators Gaddafi in Richtung Algerien und Mali verschieben.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon verurteilte den Terroranschlag in Tunis scharf. Die Attacke sei „beklagenswert“, teilte er in New York mit. Den Angehörigen der Opfer sprach der UN-Chef sein Beileid aus.

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Bundesregierung verurteilt Terrorangriff in Tunis

Die Bundesregierung hat den blutigen Terroranschlag in Tunis auf das Allerschärfste verurteilt. "Dieser Anschlag galt ohne Zweifel der jungen tunesischen Demokratie", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert in einer am Mittwochabend verbreiteten Erklärung.

"Das tunesische Volk hat mehrfach gezeigt, dass es sich vom Weg zu Demokratie, Freiheit und Wohlstand nicht abbringen lässt. Deutschland steht im Kampf gegen den Terror an der Seite Tunesiens." Den Familien und Freunden der Opfer sprach die Bundesregierung ihr Mitgefühl aus.