St. Louis. In der US-Stadt Ferguson sind zwei Polizisten angeschossen worden. Den Behörden gelingt eine Festnahme - dank Hinweisen aus der Bevölkerung.
Die Polizei in der von Unruhen erschütterten US-Stadt Ferguson hat einen 20-Jährigen festgenommen, der zwei Beamte durch Schüsse verletzt haben soll. Der Verdächtige habe möglicherweise aber die Beamten gar nicht treffen wollen, sondern eine andere Person, teilte der zuständige Staatsanwalt von St. Louis County, Robert McCulloch, am Sonntag vor Journalisten mit.
Demnach sprach der festgenommene Afroamerikaner in Verhören von einem Disput mit anderen. Er habe am Mittwoch zwar geschossen, aber die Polizisten seien irrtümlich getroffen worden. McCulloch zufolge befanden sich tatsächlich Zivilisten zwischen dem Schützen und den Polizisten. Aber es sei bisher nicht sicher, ob die Angaben des Verdächtigen der Wahrheit entsprächen. Die Ermittlungen dauerten an.
In jedem Fall kommt McCulloch zufolge auf den Festgenommenen ein Prozess unter anderem wegen zweifacher besonders schwerwiegender Körperverletzung zu. Eine entsprechende Voranklage sei bereits am Sonntag erhoben worden. Die beiden Polizisten erholen sich zurzeit von ihren Schussverletzungen im Gesicht und an der Schulter.
Auch Polizeikritiker verurteilen die Schüsse
Ferguson, eine Vorstadt von St. Louis, war im August vergangenen Jahres in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt. Damals hatte ein weißer Polizist den unbewaffneten schwarzen Teenager Michael Brown erschossen. Seitdem kam es in Ferguson wiederholt zu Unruhen und Demonstrationen. Erst kürzlich hatte das Justizministerium nach Ermittlungen gefolgert, dass die Polizei der Stadt jahrelang Afroamerikaner aus rassistischen Gründen diskriminiert habe.
Die dem 20-Jährigen angelasteten Schüsse waren am Ende einer Demonstration vor der Polizeiwache in Ferguson gefallen. Es gab zunächst widersprüchliche Angaben darüber, ob der Festgenommene an jenem Abend selbst an der Protestaktion teilgenommen hatte und ob er wiederholt bei Demonstrationen aufgetaucht war. McCulloch zufolge schoss der junge Mann aus einem Auto heraus.
Als positiv hob der Staatsanwalt hervor, dass die Festnahme dank Hinweisen aus der - überwiegend schwarzen - Bevölkerung gelang. Auch scharfe Kritiker der Polizeipraktiken in Ferguson hatten die Schüsse verurteilt, so etwa die Eltern von Michael Brown. (dpa)