Essen. Bundesweit zählten die Behörden über 300 Angriffe. NRW ist Schwerpunkt der Attacken.

Freitagabend, 16. Januar 2015. Über dem Sauerland nähert sich Germanwings-Flug 4U 4063 aus München kommend dem Dortmunder Flughafen. Plötzlich sieht der Airbus-Pilot diesen grellgrünen Blitz – der Strahl eines Laserpointers trifft ihn direkt ins Auge. Er kann die schwere Maschine noch landen, muss dann aber erst zum Augenarzt. Denn schon ein Auge, das nur eine Viertelsekunde dem Strahl ausgesetzt ist, kann schwer verletzt sein.

Vorgänge wie dieser über dem Hochsauerlandkreis passieren inzwischen fast jeden Tag irgendwo in Deutschland. 2014 hat es bundesweit 303 Angriffe auf Jets und Hubschrauber gegeben, bestätigte das Luftfahrtbundesamt dieser Zeitung.

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"Das ist kein Dummer-Jungen-Streich"

Allein in Nordrhein-Westfalen waren es über 50 – nach 36 im Jahr zuvor. Das sind die offiziellen Zahlen, denn Luftfahrtunternehmen müssen die Vorfälle seit 2009 dem Amt zentral melden.

Das Landeskriminalamt (LKA) kennt weit mehr. Von 163 Blendattacken berichtet LKA-Sprecher Frank Scheulen, nach 139 im Jahr 2013. „Das ist kein Dummer-Jungen-Streich, sondern hochgefährlich“, sagt Scheulen, „gerade beim Starten und Landen.“ In Bayern schützt sich die Hubschrauberstaffel der Polizei schon mit Spezialbrillen.

Auch Autofahrer als Opfer

Aus der Statistik des Luftfahrtbundesamtes geht hervor, dass sich die Laserpointer-Angriffe auf Jets an Rhein und Ruhr auf die Großräume der Flughäfen Köln (30 Attacken) und Düsseldorf (16) konzentriert haben. Auch aus Dortmund, Oberhausen, Leverkusen und Aachen wurden der Behörde Blendungen von Luftfahrzeugen gemeldet, darunter auch Polizeihubschrauber.

Damit ist NRW Schwerpunkt der Taten. In bundesweit 14 Fällen wurden Maschinen sogar auf der Reiseflughöhe angegriffen – ein Vorgang, den 2011 auch den Kanzlerjet mit Angela Merkel an Bord melden musste.

Bis zu 50.000 Euro Bußgeld möglich

Für die Täter kann der vermeintliche „Spaß“ teuer werden. Wer Laserpointer missbräuchlich einsetzt, die ja eigentlich als „elektronischer Zeigefinger“ bei Powerpoint-Präsentationen dienen und im Internet schon für 20 Euro erhältlich sind, kann für einen „gefährlichen Eingriff in den Luftverkehr“ mit bis zu 50 000 Euro Bußgeld zur Kasse gebeten werden.

Zunehmend sind Autofahrer die Opfer. In einzelnen Regionen werden bis zu 30 Blendattacken jährlich gemeldet. Auf der Autobahn 3 südlich der Landesgrenze bei Montabaur kam es im letzten März zu einer spektakulären Serie. Elf mal schlugen der oder die Täter zu. „Fahrer sind dann sekundenlang blind. Es besteht die Gefahr schwerster Unfälle“, warnt ein Polizeiexperte.