Essen. . Die SPD will den Verkauf von Energy-Drinks an Minderjährige verbieten lassen. Foodwatch und die WHO sehen die angeblichen Muntermacher kritisch.

Quietschbunte Verpackung, gummibärchensüßer Geschmack: Kinder und Jugendliche fahren auf Energy-Drinks ab. Doch die koffeinhaltigen Getränke stehen im Verdacht, der Gesundheit zu schaden. Die SPD will nun durchsetzen, dass Redbull und Co. nicht mehr an Minderjährige verkauft werden dürfen.

Was gibt es überhaupt?

Während Energy-Drinks schon seit den 1980er Jahren auf dem europäischen Markt sind, wurden Energy-Shots erst 2009 in Deutschland eingeführt. Die „funktionalen Bestandteile“ sind laut Verbraucherorganisation Foodwatch in beiden Getränken ähnlich dosiert. Damit seien sie im Shot wegen der geringeren Dosengröße „in etwa vierfacher Konzentration“ vorhanden.

Was ist drin?

Hauptinhaltsstoffe sind Zucker und Koffein. 100 Milliliter enthalten oft mehr als zehn Gramm Zucker – bei einer 250-ml-Dose sind das etwa zehn Stücke Würfelzucker. Der Koffeingehalt von Drinks und Shots ist etwas gleich hoch: Rund 80 Milligramm enthält eine 250-ml-Dose Drink oder eine 60-ml-Dose Shot. Zudem sind Niacin und Pantothensäure, Vitamin B6 und B12 enthalten (Vitamine, die wir auch mit der Nahrung aufnehmen), die organische Säure Taurin sowie weitere Aromen, Farbstoffe.

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Für viele Inhaltsstoffe gibt es gesetzliche Obergrenzen. So müssen sich Hersteller der Drinks nach der „Fruchtsaftverordnung“ richten. Shots sind allerdings als Nahrungsergänzungsmittel klassifiziert und damit von der Verordnung nicht erfasst. Nur so ist es möglich, dass etwa der Red Bull Shot „mehr als 415 Prozent an Koffein und Taurin“ enthalte, als für Energy-Drinks erlaubt sei, erklärt Foodwatch.

Wie wirken sie?

Koffein wirkt aufputschend, Zucker liefert Energie. Gemutmaßt wird, dass Taurin die Wirkung von Koffein verstärkt – bewiesen ist das nicht. Überhaupt fehlen wissenschaftlichen Belege für eine leistungssteigernde Wirkung einzelner Zutaten. Glucuronolacton zeigte im Tierversuch gar geringe Toxizität, bei Menschen sind die Folgen von übermäßigem Konsum nicht geklärt.

Wer konsumiert sie?

Energy-Drinks werden nach einer Studie des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) aus dem Jahr 2013 besonders häufig von Männern konsumiert. Populär sind die Getränke nach Angaben der BfR-Experten bei sogenannten LAN-Partys und Sportveranstaltungen, bei denen der Anteil der männlichen Konsumenten fast 90 Prozent betrage. Konsumiert werden die Drinks aber auch bei Musikfestivals, Partys und in der Disko – hier liege das Verhältnis zwischen Männern und Frauen bei rund zwei zu einem Drittel.

Fruchtsaft- und Erfrischungsgetränke-Verordnung

Die Fruchtsaft- und Erfrischungsgetränkeverordnung regelt seit 2. Juni 2013 die Grenzwerte für Energy-Drinks.

Die Grenze für Koffein liegt bei maximal 320 mg pro Liter. Für Taurin ist der Wert 4000 mg, für Inosit 200 mg und für Glucuronolacton maximal 2400 mg.

Nach einer aktuellen Studie der Europäischen Lebensmittelbehörde EFSA nehmen auch Kinder und Jugendliche durch Energy-Drinks zu viel Koffein zu sich. In Deutschland gelten 6,6 Prozent der Jugendlichen laut Foodwatch als „Hochverzehrer“. EU-weit sollen 68 Prozent der Jugendlichen regelmäßig zu Energy-Drinks greifen. Als Höchstwert für Koffein empfiehlt die EFSA eine Tagesdosis von drei Milligramm Koffein pro Kilogramm Körpergewicht – das gilt für Erwachsene und Kinder. Ein 12-Jähriger mit 50 Kilogramm Körpergewicht überschreitet diese Grenze beim Verzehr von einem halben Liter eines Energy-Drinks.

Warum wird gewarnt?

Vor allem im Zusammenhang mit ausgiebiger sportlicher Betätigung, mit Alkohol sowie bei Risikogruppen wurden Herzrhythmusstörungen, Krampfanfälle, Nierenversagen bis hin zu Todesfällen beschrieben. Ein kausaler Zusammenhang ist bislang wissenschaftlich aber nicht zweifelsfrei bewiesen.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat erst im vergangen Oktober eine Studie zum Thema Energy-Drinks veröffentlicht und empfiehlt, die Abgabe an Minderjährige einzuschränken.