Essen. . Lange schien Sky du Mont festgelegt auf die Rolle des schmierigen Aristokraten. Nun übernimmt er bei der “Rocky Horror Show“ eine neue Aufgabe.

Oben auf der Bühne hat er gestanden und Smoking getragen. Knapp zwei Meter groß und stattlich, mit grauem, aber immer noch vollem Haar und einem Buch in der Hand, aus dem er eine Geschichte erzählen wollte. Und unten im Publikum haben sie gelacht. Mehr noch. Beschimpft haben ihn die wild kostümierten Zuschauer, haben ihn „boring“ – langweilig – genannt oder gleich aufgefordert: „Geh nach Hause.“

Beim ersten Mal hat ihn das schockiert. „Ich habe das persönlich genommen.“ Inzwischen hat er sich daran gewöhnt. „Es gehört einfach dazu, ist ein Ritual.“ Allerdings nur bei dieser Show, nur bei der Rocky Horror Show, durch die Sky du Mont in diesem Jahr wieder als Erzähler führt. „Mittlerweile“, sagt der 67-Jährige, „ist das ein großes Vergnügen.“

Deshalb hat er auch nicht lange überlegt und zugesagt, als die Veranstalter ihn nach 2011 zum zweiten Mal gefragt haben, ob er den Erzähler geben will bei diesem Musical. Er mag es mehr als die Filmvorlage. Schon wegen der Musik, die dezent neu arrangiert erklingt. Aber auch weil bei anderen Singspielen die Besucher eher selten auf den Stühlen stehen und mittanzen. Oder mit Reis und Klopapierrollen werfen. Bei Rocky Horror ist das eher Regel als Ausnahme und schafft eine Stimmung, die du Mont „so noch nicht erlebt“ hat. „Die Leute wollen halt Spaß“, hat er festgestellt.

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Und du Mont will Leute, liebt es live zu spielen, „denn da kann man auf das Publikum reagieren“. Was bei Film und Fernsehen ja nicht geht. „Da ist man viel mehr eingeengt.“ Und eingeengt sein, das mag er nicht. Genauso wenig wie in eine Schublade gesteckt zu werden.

Du Mont schätzt Bullys Humor

Genau damit musste er ja lange kämpfen, seit sie ihm in den 70ern eine Rolle als Mörder bei Derrick angeboten hatten. Der legendäre Regisseur Fritz Umgelter hatte ihn noch gewarnt. „Wenn du das annimmst, wirst du so etwas 30 Jahre lang spielen.“ Und er soll Recht behalten. In Film und Fernsehen ist du Mont der Graf oder Baron mit der dunklen Seele, manchmal auch ein krimineller Anwalt, jedenfalls „der Böse“. Und wenn er mal kein Verbrechen begangen hat, spielt er trotzdem den Aristokraten. Etwas überheblich, aber stets formvollendet und so elegant, dass man vermuten könnte, er sei schon im Smoking zur Welt gekommen. „Das hat irgendwann total genervt“, gibt du Mont zu.

Trotzdem überlegt er, als Bully Herbig ihm 2001 eine Rolle im „Schuh des Manitu“ anbietet. Herbigs Humor schätzt der in Argentinien geborene und in England erzogene Sohn eines Deutschen und einer Britin. „Aber ich wollte nicht nur Stichwortgeber sein.“ Wird er nicht, er wird Santa Maria und parodiert die Schurken aus den alten Karl-May-Filmen so gut, dass er dafür den Comedy-Preis gewinnt. „Da war ich dann auch der Böse. Aber der lustige Böse.“

Du Mont liebt die Frauen – aber er redet nicht über sie

Viele Frauen lieben ihn dafür und er liebt die Frauen. Zum vierten Mal ist er verheiratet, aber über Privates redet er nicht. Er geht gerne in die Öffentlichkeit, bittet die Öffentlichkeit aber nicht zu sich. Doch wenn ein Körnchen Wahrheit in dem ist, was er in seinen Büchern geschrieben hat, dann scheint es leicht chaotisch und deshalb ziemlich normal zuzugehen bei den du Monts.

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Selbst der stets in Form liegende Haarschopf, hinter dem er „gute Gene“ vermutet, ist nicht nur Segen, sondern manchmal auch Fluch. Frisch gewaschen ist er kaum zu bändigen. „Dann sehe ich aus, wie ein Huhn, das in die Steckdose gekommen ist.“

Als Rocky-Horror-Erzähler aber liegt natürlich jedes Haar an seinem Platz. Und anders als oft gemutmaßt trägt er auf der Bühne auch keine Strapse. Nicht, dass ihm das peinlich wäre. Aber er hat sich bei anderen Erzählern in England erkundigt. „Da macht das keiner.“ Was für du Mont Sinn macht, denn: „Es passt einfach nicht zu meiner Rolle.“