Windsor. . Vor 40 Jahren wurde “The Rocky Horror Picture Show“ gedreht. Jetzt geht das Kult-Musical, Jetzt geht Richard O’Briens “Märchen für Erwachsene“, auf Jubiläumstour. Premiere ist am 29. Oktober in Köln, weitere Stationen sind Dortmund, Düsseldorf, Essen und Oberhausen.

Das Personal auf Oakley Court kann so leicht nichts erschüttern. Die härteste aller Prüfungen ereilte die Belegschaft des 1859 erbauten Landsitzes, als Ihre Majestät Queen Elizabeth II. 2009 dort Station machte, um zu checken, ob es den Schwänen auf der Themse am Schlossgarten auch gut geht. Auf Oakley flackert in der Bar selbst an milden Herbstabenden ein behaglich knisterndes Feuer, jeder Gast wird äußerst zuvorkommend begrüßt, beim Tee und beim Dinner trägt die Dienerschaft weiße Handschuhe. – Aber jetzt das!

Credo des absoluten Hedonismus

Den einen der drei Männer, die für den Fotografen Aufstellung nehmen, würde man mit Kusshand als Gast des Anfang der 1980er für fünf Millionen Pfund renovierten Fünf-Sterne-Hotels in Berkshire bei Windsor akzeptieren. Schneeweiße Haare, hochgewachsen, aristokratische Anmutung, Manieren. Der zweite, ebenfalls im fortgeschrittenen Alter, trägt zwar einen adretten grauen Anzug, aber darunter blitzen knallblaue Mokassins hervor, er goutiert breite Hosenträger in Ferrari-Rot und lacht, zu oft, zu gerne, zu laut. Der dritte und jüngste im Bunde – muskulös, tätowiert und behütet – schnallt sich gerade hochhackige Damen-Lackpumps unter. Shocking!

Nach 40 Jahren ist die „Rocky Horror Show“ zu ihren Ursprüngen zurückgekehrt. Hier auf Oakley Court wurde 1974 der Kinofilm zum Kult-Musical gedreht. Ein Jahr zuvor, am 16. Juni 1973, erlebte die Geschichte um Außerirdische, B-Movies, Rock’n’Roll und lustvollen Sex ihre Premiere am Royal Court Theatre in London. Jetzt geht Richard O’Briens „Märchen für Erwachsene“ auf Jubiläumstour.

"The Rocky Horror Picture Show" egth als Musical auf Tour. © BB Promotion

Christopher Biggins, der mit den blauen Mokassins und den roten Hosenträgern, war 1974 mit von der Partie. Der heute 60-Jährige spielte in der Verfilmung einen der 16 „Transylvanians“, dem skurrilen Hofstaat des dämonisch-erotischen Frank N. Furter (auf der Leinwand von Tim Curry verkörpert), der von einem Planeten namens „Transsylvania“ auf die Erde kommt, um dort sein Credo vom absoluten Hedonismus zu verkünden. Nach 40 Jahren erkennt Biggins (im Film der Vortänzer mit runder blauer Brille und weißer Hemdbrust) das Schloss nicht wieder: „Damals war das eine Bruchbude. Die Tapete schälte sich von den Wänden, der Putz fiel von der Decke, es regnete durchs Dach.

Susan Sarandon ist prompt krank geworden.“ Ehe Oakley renoviert wurde, war es mit seinen Türmchen, Erkern und Zinnen, den feixenden Wasserspeiern, verwitterten Kaminen und dem verwunschenen Brunnen im Park ein beliebter Drehort – für Gruselfilme. Sky du Mont (67), der hochgewachsene Aristokrat mit den schneeweißen Haaren, spielt in der deutschen Bühnenfassung den Erzähler. Und outet sich als wenig konservativ: „Klar würde ich auch auf der Bühne Strapse tragen, wenn es die Rolle erfordern würde. Aber als Erzähler muss ich das ja von außen her kommentieren. Ich bin nicht involviert. Meine Frau sieht das ganz anders. Sie war schon mindestens 20 Mal in der Show: Jedes Mal kostümiert. Sie liebt das.“

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Mit Rob Fowler, 42 Jahre alt, Schuhgröße 43, muskulös, tätowiert und behütet – kann die Jubiläumsproduktion auf einen bewährten Frank N. Furter-Darsteller zurückgreifen. Und damit auf einen, der inzwischen auch keine Probleme mit den hochhackigen Damen-Lackpumps mehr hat: „Am Anfang hat mir der Regisseur gesagt: ,Wenn du gehst, siehst du aus wie ein betrunkenes Kamel!“ Heute gleitet Fowler souverän über die Kieswege und englisch kurzen Rasenflächen von Oakley Court: „Jedes Mal, wenn ich die roten Schuhe anziehe, denke ich an den ,Zauberer von Oz’. Die Heldin, Dorothy, hat ein Paar rote Schuhe gefunden – und wurde dadurch ein ganz anderer Mensch.“

Auch Oakley verwandelt die drei so unterschiedlichen Männer. Ausgelassen tollen sie durch die Halle, posieren in der Bibliothek und im Esszimmer. Orte, die Fans der „Rocky Horror Show“-Verfilmung unschwer wiedererkennen. „Ich habe es geliebt, ein Transsylvanier zu sein“, seufzt Christopher Biggins. Und den „Time Warp“, den Tanz des außerirdischen Corps du Ballet, kann er bis heute noch: Let’s do the Time Warp again!

„Rocky Horror Show“ – Jubiläumstour: Premiere Mittwoch, 29. Oktober, Köln, Arena (bis 1. November). Weitere Stationen: Dortmund (Konzerthaus, 25.- 31. Dezember), Düsseldorf (Capitol Theater, 13.-18. Januar), Essen (Colosseum Theater, 18. Januar-1. Februar) und Oberhausen (Arena, 17-19. April).

Karten: 0201 / 804 60 60 und www.ruhrticket.de