Essen. Jahrelang war Fritz Wepper nur “Derrick-Assistent“ – dann wurde er Star seichter ARD-Komödien. Im Interview spricht er über die Kunst der Entspannung.

Als Assistent von „Derrick“ hat Fritz Wepper einst Fernsehgeschichte geschrieben. „Hol schon mal den Wagen, Harry“ – ein Spruch, den nicht nur er auswendig aufsagen kann. Aus der Harry-Rolle ist Wepper herausgewachsen. Längst ist er das Gesicht einer anderen Erfolgsserie – sein komödiantisches Talent machte ihn zum polternden Liebling der Nonnenserie „Um Himmels Willen“.

Mit Petra Koruhn sprach Fritz Wepper (73) nun über „Mord in bester Gesellschaft“, eine weitere Erfolgsserie mit Weppers Beteiligung – und seine Kunst, sich zu entspannen.

Hallo, Herr Wepper. Sind Sie gerade im Stress? Es klingt ein bisschen so am Telefon.

Fritz Wepper: Momentan nicht. Nein. Gar nicht.

Sind Sie es denn manchmal?

Wepper: Manchmal vielleicht.

Wie halten Sie sich den vom Hals?

Wepper: Durchatmen.

Das hilft?

Wepper: Und wie.

Einfach mal so – oder waren Sie in einer Durchatem-Schule?

Wepper: Wir Schauspieler lernen sozusagen das Atmen mit der Sprechtechnik. Es geht um die natürliche Atmung, um die Zwerchfellatmung. Sänger, Schauspieler, Babys beherrschen die und Hunde auch.

Woher wissen Sie das?

Wepper: Babys und Hunde werden zum Beispiel beim Schreien oder Bellen nicht heiser. . . Das ist doch mal eine Anregung, also ich lege mich auf den Boden, ein Buch auf dem Bauch, da sehe ich dann den Atem auf- und abgehen. Das ist extrem beruhigend.

Das klingt sehr speziell.

Wepper: Ich habe die Einführung in die Lehre des Zen unter klosterähnlichen Bedingungen von einem japanischen Zen-Meister gelernt. Das war für mich eine ganz besondere Lebenserfahrung, die ich machen durfte.

Also meditieren Sie auch.

Wepper: Sicher, ich meditiere und lasse das Nichtdenken geschehen. Das bedeutet, Körper und Geist zu regenerieren.

Sie spielen ja den Psychologen Dr. Winter. Sind Sie auch privat jemand, der sich in die Seele der anderen hineinversetzen kann?

Wepper: Die Schauspielerei hat sehr viel mit Einfühlung zu tun, mit Wahrnehmung von Situationen und auch von Menschen.

Beschäftigen Ihre Rollen Sie sehr?

Wepper: Ja. Wir haben vor Weihnachten eine Folge von „Mord in bester Gesellschaft“ gedreht, bei der ich durch eine hinterhältige Intrige in die Forensik eingeliefert worden bin. Dort musste ich die entwürdigende Erfahrung machen, an Händen und Beinen gefesselt zu sein. Ich musste die Situationen nicht mehr spielen, sondern ich war komplett blockiert, körperlich, aber auch mental. Es war eine tiefgreifende Erfahrung.

Sie suchen die Herausforderung. Das wirkt sensibel. Ich habe gelesen, Sie sind Jäger. Passt Feinfühligkeit zum Jagen?

Wepper: Das ist etwas ganz anderes. Es geht doch um Naturhege, darum, den nötigen Raum für die Tiere zu schaffen. Früher gab es noch natürliche Feinde, Bären, Wölfe.

So, wie Sie das jetzt sagen, erinnern Sie mich an den Bürgermeister Wöller, der seine Meinung ja auch immer sehr deutlich rüberbringt. Wie viel Wöller steckt denn in Ihnen?

Wepper: Na ja, meine Frau sagt schon manchmal: „Lass den Wöller jetzt aber mal am Drehort.“ Das kann ich mitunter verstehen.

Sie sind 73 Jahre. Haben Sie eigentlich Pläne, mal irgendwann aufzuhören?

Wepper: Ich war mir mit meinem Freund Horst Tappert immer einig: Man sollte aufhören, wenn einem die Kräfte ausgehen. Die Schauspielerei ist ja ein anstrengender Beruf, körperlich und geistig auch. Aber Tappert sagte: „Solange wir gesund sind, machen wir das.“