Seoul/Washington. Überraschende Wendung im Kino-Skandal um “The Interview“: Einige US-Kinos zeigen den Film jetzt doch. Nordkorea wird Opfer eines Hackerangriffs.
In Nordkorea ist inmitten eines Streits mit den USA über einen Hacker-Angriff auf das Sony-Filmstudio das Internet stundenlang komplett ausgefallen. Die Verbindung zum Netz sei mehr als neun Stunden lang bis zum frühen Dienstagmorgen unterbrochen gewesen, auch danach gab es nochmals eine halbstündige Unterbrechung, schrieb die Analysefirma Dyn Research. Der Dienst beobachtet weltweit die Funktionalität des Internets.
Die US-Regierung weigert sich, zu sagen, ob die USA hinter der Panne stecken. Eine Sprecherin im Außenamt in Washington wollte nicht auf entsprechende Journalistenfragen antworten. "Ich habe heute nichts Neues über Nordkorea mitzuteilen", sagte die Sprecherin Marie Harf.
Obama kritisierte Drohungen gegen Kinos
Sie verwies lediglich auf die Ankündigung von Präsident Barack Obama, dass es eine Reaktion auf den jüngsten Hackerangriff Nordkoreas auf das Sony-Filmstudio in den USA geben werde. Obama hatte insbesondere die Drohungen gegen Kinos wegen des Filmstarts von "The Interview" scharf kritisiert - in der Film-Satire geht es um Mordpläne gegen den nordkoreanischen Herrscher Kim Jong Un.
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Nachdem Sony die Film zunächst zurückzogen hatte, soll er nun doch zumindest in einigen US-Kinos zeitweise zu sehen sein, berichtete Tim League, Gründer des Alamo Drafthouse Kinokette in Texas, auf Twitter. Es werde ausgesuchte Vorstellungen am Weihnachtstag geben. Später teilte das Plaza Atlanta Cinema in Atlanta (Georgia) mit, es zähle zu den wenigen Kinos, die den Film zeigen wollten.
Legte ein DDos-Angriff Nordkoreas Internet lahm?
Die Ausfälle im nordkoreanischen Internet ereigneten sich nur wenige Tage, nachdem die USA die nordkoreanische Führung für einen digitalen Angriff auf Sony Pictures in Hollywood verantwortlich gemacht hatten. Ein US-Regierungsbeamter bestritt aber einen Bericht des Senders NBC, dass die USA etwas mit dem Ausfall zu tun hätten.
Zu den Hintergründen der Ausfälle gab es am Dienstag eine Reihe weiterer Vermutungen. Eine mögliche Ursache könne ein sogenannter DDoS-Angriff sein, bei dem Server mit massenhaften Aufrufen überflutet würden, erklärten Fachleute. Eine solche Überlastung könnten auch Angreifer mit wenig Fachkenntnis verursachen. Deshalb vermutete Matthew Prince, Chef der Sicherheitsfirma CloudFlare, in einem Gespräch mit CNN, dass hinter dem Ausfall eher jugendliche Hacker als ein Land wie die USA stünden.
China verurteilt "jegliche Form von Cyberterrorismus"
Die meisten Internetverbindungen Nordkoreas laufen über China und den chinesischen Anbieter Unicom. Das führte zu Spekulationen, China habe den Nachbarn vom Netz abgeschnitten - möglicherweise als eine Art Warnung nach den jüngsten Spannungen.
Die USA hatten China nach dem Sony-Hack um Hilfe beim Vorgehen gegen Nordkorea gebeten. China reagierte allerdings bisher verhalten. Außenminister Wang Yi sagte, sein Land verurteile "jegliche Formen von Cyber-Angriffen und Cyber-Terrorismus".
Die meisten Nordkoreaner haben gar keinen Internetzugang
Eine weitere Möglichkeit wäre, dass Nordkorea selbst das Internet abgeschaltet hat, etwa um eine erwartete Attacke ins Leere laufen zu lassen. Für diese Theorie gibt es bisher keine Anhaltspunkte.
Die einfachen Bürger Nordkoreas werden von dem Netz-Blackout vermutlich nicht viel mitbekommen haben. Der Großteil der Bevölkerung hat keinen Internetzugang. (dpa)