Offenbach/Ditzingen. Sanel M., der Verdächtige im Fall Tugce A., soll bei der Tat betrunken gewesen sein. Laut einem Bericht hatte er Stunden später noch 1,4 Promille.
Der Anwalt der Familie der in Offenbach getöteten Studentin Tugce rechnet damit, dass sich der mutmaßliche Täter Sanel M. vor einem Jugendrichter verantworten muss. "Da er gerade erst 18 geworden war, gehe ich davon aus, dass das Jugendstrafrecht zur Anwendung kommt", sagte Macit Karaahmetoglu den "Stuttgarter Nachrichten". Damit sei eine Freiheitsstrafe zwischen sechs Monaten und zehn Jahren möglich.
Unterdessen berichtet der "Spiegel", dass der Verdächtige bei der Tat erheblich betrunken gewesen sei. Ein Alkoholtest, den die Polizei um 6 Uhr morgens - rund zwei Stunden nach der Tat - vornahm, habe einen Wert von rund 1,4 Promille ergeben, heißt es dem Bericht zufolge. Dennoch soll Sanel M. noch in der Lage gewesen, klar zu sprechen.
Mutmaßlicher Täter schweigt
Anwalt Macit Karaahmetoglu hofft, "dass die Bevölkerung trotz oder gerade aufgrund des schrecklichen Todes von Tugce weiterhin bereit ist, Zivilcourage zu zeigen und anderen Menschen in Not zu helfen". Die Justiz müsse auf die steigende Gewaltbereitschaft bei Jugendlichen und Heranwachsenden reagieren: "Erschreckend und schockierend ist die enorme Aggressivität und Gewaltbereitschaft des Täters im Fall Tugce, welcher sich augenscheinlich durch nichts und niemanden von der Tat abhalten ließ." Die Justiz müsse auf die steigende Gewaltbereitschaft bei Jugendlichen und Heranwachsenden reagieren.
Bewegender Abschied von Tugce A.
Die 22-jährige Tugce war am 15. November auf dem Parkplatz vor einem Schnellrestaurant in Offenbach niedergeschlagen worden und ihren lebensgefährlichen Verletzungen knapp zwei Wochen später erlegen. Der mutmaßliche Täter sitzt in Untersuchungshaft und schweigt. Tugce soll zwei Mädchen zu Hilfe gekommen sein, die von dem 18-Jährigen und anderen bedrängt worden waren.
Rapper Haftbefehl sagt: "Offenbach ist eine schlimme Stadt"
Nach der Gewalttat stellt der Deutsch-Rapper Aykut Anhan (Haftbefehl) seinem Geburtsort Offenbach kein gutes Zeugnis aus. "Offenbach ist eine schlimme Stadt. Am Wochenende herrscht dort abends eine aggressive Atmosphäre", sagte der 28-Jährige dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Alkohol und Drogen seien in Diskotheken und Clubs immer mit im Spiel.
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Haftbefehl, Sohn eines Kurden und einer Türkin, kennt einen Cousin Tugces aus Offenbach. Der mutmaßliche Täter soll ein Fan von Haftbefehl sein.
Offenbach sei so schlimm geworden, weil das angrenzende Frankfurt zu teuer geworden sei. Dann habe es "die ganzen Asozialen nach Offenbach geschwemmt. Drogendealer, Kriminelle, Junkies". Haftbefehl, der selbst früher Drogendealer war, lebt inzwischen mit seiner Mutter bei Darmstadt.
Er sei nach der Tat über seine Musik und die Texte "ins Grübeln gekommen", räumte Haftbefehl ein. Er vermittle jedoch keine Ideologie. "Ich berichte doch nur Sachen, die ich sehe. Wie ein Reporter", sagte der hessische Rapper. In seinem neuen Album "Russisch Roulette" beschreibt Haftbefehl den Kosmos aus Drogen- und Rotlichtmilieu.