Offenbach/Ditzingen. Sanel M., der Verdächtige im Fall Tugce A., soll bei der Tat betrunken gewesen sein. Laut einem Bericht hatte er Stunden später noch 1,4 Promille.

Der Anwalt der Familie der in Offenbach getöteten Studentin Tugce rechnet damit, dass sich der mutmaßliche Täter Sanel M. vor einem Jugendrichter verantworten muss. "Da er gerade erst 18 geworden war, gehe ich davon aus, dass das Jugendstrafrecht zur Anwendung kommt", sagte Macit Karaahmetoglu den "Stuttgarter Nachrichten". Damit sei eine Freiheitsstrafe zwischen sechs Monaten und zehn Jahren möglich.

Unterdessen berichtet der "Spiegel", dass der Verdächtige bei der Tat erheblich betrunken gewesen sei. Ein Alkoholtest, den die Polizei um 6 Uhr morgens - rund zwei Stunden nach der Tat - vornahm, habe einen Wert von rund 1,4 Promille ergeben, heißt es dem Bericht zufolge. Dennoch soll Sanel M. noch in der Lage gewesen, klar zu sprechen.

Mutmaßlicher Täter schweigt

Anwalt Macit Karaahmetoglu hofft, "dass die Bevölkerung trotz oder gerade aufgrund des schrecklichen Todes von Tugce weiterhin bereit ist, Zivilcourage zu zeigen und anderen Menschen in Not zu helfen". Die Justiz müsse auf die steigende Gewaltbereitschaft bei Jugendlichen und Heranwachsenden reagieren: "Erschreckend und schockierend ist die enorme Aggressivität und Gewaltbereitschaft des Täters im Fall Tugce, welcher sich augenscheinlich durch nichts und niemanden von der Tat abhalten ließ." Die Justiz müsse auf die steigende Gewaltbereitschaft bei Jugendlichen und Heranwachsenden reagieren.

Bewegender Abschied von Tugce A.

Abschied von Tugce A.: Die getötete Studentin...
Abschied von Tugce A.: Die getötete Studentin... © dpa
... ist am Mittwoch beerdigt worden.
... ist am Mittwoch beerdigt worden. © imago/epd
Vor der Moschee im hessischen Wächtersbach nahmen etwa tausend Trauergäste Abschied von der getöteten Studentin.
Vor der Moschee im hessischen Wächtersbach nahmen etwa tausend Trauergäste Abschied von der getöteten Studentin. © dpa
Die Erinnerungen an die junge Frau, die Mitte November nach einer Prügelattacke ins Koma gefallen war und am vergangenen Freitag verstarb, waren allgegenwärtig.
Die Erinnerungen an die junge Frau, die Mitte November nach einer Prügelattacke ins Koma gefallen war und am vergangenen Freitag verstarb, waren allgegenwärtig. © Getty Images
Gemeinsam beteten die Trauernden für die Verstorbene.
Gemeinsam beteten die Trauernden für die Verstorbene. © Getty Images
Dabei war der Sarg im Außenbereich der Moschee aufgebahrt.
Dabei war der Sarg im Außenbereich der Moschee aufgebahrt. © dpa
Unter den Gästen waren auch der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier (l, CDU) und seine Frau Ursula.
Unter den Gästen waren auch der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier (l, CDU) und seine Frau Ursula. © dpa
Nach dem Gebet wurde der Sarg durch die Menge getragen...
Nach dem Gebet wurde der Sarg durch die Menge getragen... © Getty Images
...und zum benachbarten Friedhof gebracht.
...und zum benachbarten Friedhof gebracht. © dpa
Der türkische Botschafter Hüseyin Avni Karslıoğlu (vorne rechts) und Volker Bouffier trugen den Sarg auf dem Friedhof in Bad Soden-Salmünster (Hessen).
Der türkische Botschafter Hüseyin Avni Karslıoğlu (vorne rechts) und Volker Bouffier trugen den Sarg auf dem Friedhof in Bad Soden-Salmünster (Hessen). © dpa
Am Grab nahmen Familie, Freunde und viele weitere Trauergäste Abschied.
Am Grab nahmen Familie, Freunde und viele weitere Trauergäste Abschied. © Getty Images
Am Grab nahmen Familie, Freunde und viele weitere Trauergäste Abschied.
Am Grab nahmen Familie, Freunde und viele weitere Trauergäste Abschied. © dpa
Am Grab nahmen Familie, Freunde und viele weitere Trauergäste Abschied.
Am Grab nahmen Familie, Freunde und viele weitere Trauergäste Abschied. © dpa
Am Grab nahmen Familie, Freunde und viele weitere Trauergäste Abschied.
Am Grab nahmen Familie, Freunde und viele weitere Trauergäste Abschied. © dpa
Am Grab nahmen Familie, Freunde und viele weitere Trauergäste Abschied.
Am Grab nahmen Familie, Freunde und viele weitere Trauergäste Abschied. © dpa
Mit Fotos erinnern Trauergäste an die Verstorbene...
Mit Fotos erinnern Trauergäste an die Verstorbene... © Getty Images
...und verteilen diese an die weiteren Gäste.
...und verteilen diese an die weiteren Gäste. © Getty Images
Stilles Gedenken an Tugce A.
Stilles Gedenken an Tugce A. © dpa
Stilles Gedenken an Tugce A.
Stilles Gedenken an Tugce A. © Getty Images
Am Grab nahmen Familie, Freunde und viele weitere Trauergäste Abschied.
Am Grab nahmen Familie, Freunde und viele weitere Trauergäste Abschied. © dpa
Mit zahlreichen Kränzen und Blumengestecken erinnern die Trauergäste an Tugce A.
Mit zahlreichen Kränzen und Blumengestecken erinnern die Trauergäste an Tugce A. © dpa
Ein letzter Gruß für die Studentin.
Ein letzter Gruß für die Studentin. © dpa
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Die 22-jährige Tugce war am 15. November auf dem Parkplatz vor einem Schnellrestaurant in Offenbach niedergeschlagen worden und ihren lebensgefährlichen Verletzungen knapp zwei Wochen später erlegen. Der mutmaßliche Täter sitzt in Untersuchungshaft und schweigt. Tugce soll zwei Mädchen zu Hilfe gekommen sein, die von dem 18-Jährigen und anderen bedrängt worden waren.

Rapper Haftbefehl sagt: "Offenbach ist eine schlimme Stadt"

Nach der Gewalttat stellt der Deutsch-Rapper Aykut Anhan (Haftbefehl) seinem Geburtsort Offenbach kein gutes Zeugnis aus. "Offenbach ist eine schlimme Stadt. Am Wochenende herrscht dort abends eine aggressive Atmosphäre", sagte der 28-Jährige dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Alkohol und Drogen seien in Diskotheken und Clubs immer mit im Spiel.

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Haftbefehl, Sohn eines Kurden und einer Türkin, kennt einen Cousin Tugces aus Offenbach. Der mutmaßliche Täter soll ein Fan von Haftbefehl sein.

Offenbach sei so schlimm geworden, weil das angrenzende Frankfurt zu teuer geworden sei. Dann habe es "die ganzen Asozialen nach Offenbach geschwemmt. Drogendealer, Kriminelle, Junkies". Haftbefehl, der selbst früher Drogendealer war, lebt inzwischen mit seiner Mutter bei Darmstadt.

Er sei nach der Tat über seine Musik und die Texte "ins Grübeln gekommen", räumte Haftbefehl ein. Er vermittle jedoch keine Ideologie. "Ich berichte doch nur Sachen, die ich sehe. Wie ein Reporter", sagte der hessische Rapper. In seinem neuen Album "Russisch Roulette" beschreibt Haftbefehl den Kosmos aus Drogen- und Rotlichtmilieu.