Mainz. . Eine junge Frau stirbt, und ihr Bruder nimmt Rache. Alexander Held als Psycho-Bulle Schaller und sein Team müssen nicht nur den Fall klären, sondern auch den außer Kontrolle geratenen Ex-Knacki stoppen. Der zweite Fall der ZDF-Reihe „München Mord – Die Hölle bin ich“ ist mörderspannend.

Der Film wimmelt vor Zitaten. Ist „München Mord – Die Hölle bin ich“ (Samstag, ZDF, 20.15 Uhr) deswegen schlecht? Von wegen. Die erst im Frühjahr gestartete Krimi-Reihe ist die beste der ZDF-Samstagsoffensive. Ein Grund dafür ist das Ermittler-Trio um den grandiosen Alexander Held, der den angemackten Psycho-Ermittler Ludwig Schaller gibt, unterstützt von Marcus Mittermeier als Frauenheld und Bernadette Heerwagen als naives Hascherl. Aber die Ermittler sind längst nicht der einzige Grund, den zweiten Fall der Reihe zu lieben.

Ein weiterer Grund ist Maximilian Brückner. Kennen Sie nicht? Kennen sie! Brückner war mal „Tatort“-Kommissar in Saarbrücken – und dort nett, aber langweilig. In dem ZDF-Krimi wurde er von Regisseur Michael Gutmann gegen seinen Typ besetzt: Urbayer Brückner spielt einen Ex-Knacki namens Janosch, der zeit seines Leben meinte, seine kleine Schwester Julika (Isabella Wolf) beschützen zu müssen. Seine Schwester jedoch entzog der gut gemeinten Überfürsorge, und als der große Bruder sie wiederentdeckt, ist sie tot – ermordet.

Episoden-Star Brückner dampft vor Wut

Was folgt, ist eine Rächer-Geschichte, bei der Brückner unangeahnte Qualitäten eines Mannes offenbart, der bei Schlagfertigkeit an seine Fäuste denkt. Brückner dampft vor Wut. Seine demonstrativen Macht-Gesten verraten zugleich eine große Unsicherheit – großes Schauspiel!

Das Drehbuch-Duo Eva Wehrum und Alexander Adolph konstrastiert das Motiv „Ein Mann sieht rot“ geschickt mit den Ermittlungen von Schaller & Co., die klären müssen, wer die Tote war. wer sie tötete und warum sie sterben musste. Schnell stellt sich heraus, dass ein Münchner Neureichen-Paar (Nicole Marischka und Jörg Hartmann) eine zweifelhafte Rolle in dem schmutzigen Spiel übernommen hat. Der Herdecker nutzt – mit echter Fönwelle, falscher Bräune und angeklebtem bayerischen Akzent – wieder die Chance, eine schillernde Figur zu spielen und sich zugleich von der Rolle als Dortmunder „Tatort“- Kommissar Faber abzusetzen.

Das Drehbuch glänzt mit cleveren Wendungen. Was als Fall in der Immobilien-Wirtschaft beginnt, endet in der Porno-Branche. Dabei entfaltet die Geschichte einen unwiderstehlichen Sog. Sie hält im Finale, was sie eingangs versprach.

Privatgeschichten dezent eingestreut

Und obendrein erzählt der Film eine Geschichte über Einsamkeit in der Großstadt. Das gilt nicht nur für das Opfer und sein Umfeld, sondern auch für die drei Ermittler. Die Privatgeschichten werden aber so dezent eingestreut, dass sie kein unangemehmes Eigenleben entfalten.

Der Film offenbart übrigens noch eine weitere Qualität. Der Krimi ist kein langweiliger Whodunit: Das Publikum kennt den Täter. Spannend sind die Auflösung des Falls – und seine Hintergründe.