München. . Er ist der Mann der Stunde. Alexander Held ist immer wieder gut für besondere Fernsehmomente – zuletzt als millionenschwerer Steuersünder in „Die Fahnderin“. Ab Samstag ermittelt er fürs ZDF in der neuen, schrägen Reihe „München Mord“. Zeit, ihm ein paar Fragen zu stellen.

Alexander Held ist der Schauspieler der Stunde. Immer wieder setzt der Münchner Schauspieler Glanzlichter, zuletzt als Steuersünder in „Die Fahnderin“. Jetzt ist der 55-Jährige als Kommissar in der schrägen ZDF-Reihe „München Mord“ (Samstag, 20.15 Uhr) zu sehen. Jürgen Overkott sprach mit ihm.

…und noch ein Krimi?

Könnte man sagen. Was sagen Sie dazu? Sie haben ihn gesehen, oder?

Ich habe ihn gesehen.

Fällt Ihnen was dazu ein?

Da haben Sie sich geschickt aus der Affäre gezogen. Ja, mir fällt was dazu ein. Aber für die Leser ist sicher interessanter, was Ihnen dazu einfällt.

Als ich das Angebot erhielt, wusste ich nicht, wie diese Krimi-Reihe aussehen wird. Nachdem ich die Drehbücher gelesen hatte, wusste ich, dass ich gerne mitspielen möchte – einfach deshalb, weil beide Bücher gut geschrieben sind. Auf die Autoren kann man sich verlassen. Das Lesen ist mir viel Freude gemacht, und als ich die Auftaktfolge beim Münchner Filmfest gesehen habe, hat sie mir auch viel Freude gemacht.

Hat das Publikum an den richtigen Stellen gelacht?

Das Publikum hat erkannt, dass der Film spannend ist, aber auch heitere Szenen hat.

Waren die skurrilen Momente für Sie der Grund, zuzufassen?

Es gibt Stimmen, die sagen, meine Figur Ludwig Schaller war im Irrenhaus. Andere sagen, er war beim FBI und hat dort eine Ausbildung zum Profiler gemacht. Und der Ludwig Schaller selbst würde einfach sagen: Ich mache meinen Job gut. Er macht es auf seine eigene Art und Weise. Und ich kann das schon nachvollziehen: Er ist ja der Mann für die induktive Ermittlung. Sie lebt von genauer Beobachtung. Und das mache ich als Schauspieler eben auch. Aber wir haben uns eben nicht in erster Linie um die unterhaltsamen Momente gekümmert. Sonst wäre die Balance verloren gegangen.

Gags des Drehbuchs nicht noch zusätzlich verstärken

Warum?

Die unterhaltsamen Momente stehen ohnehin im Drehbuch. Die muss man nicht noch verstärken. Da muss vorsichtig sein.

Induktiv muss man erklären. Das heißt: Sie fühlen sich in ihre Opfer sein. Ist das die Antwort auf Jörg Hartmann, der sich im Dortmunder „Tatort“ in die Täter einfühlt?

Ganz ehrlich, ich habe mit Jörg Hartmann gedreht. Er spielt in dem zweiten Fall von „München Mord“ mit. Aber ich muss gestehen: Ich habe seine „Tatorte“ nicht gesehen. Was meine Arbeit betrifft: Ich orientiere mich niemals an irgendetwas, grundsätzlich nicht.

Fallen Ihnen schnell Ticks und Macken anderer Menschen auf?

Ja.

Welcher Typ Mensch langweilt Sie?

Menschen, die glauben, alles zu können und alles zu wissen. Menschen, die kein Interesse an anderen haben und das auch ausstrahlen.

Wie die Zusammenarbeit mit Steven Spielberg war

Sie haben in etlichen Kino-Filmen mitgespielt, etwa „Schindlers Liste“. Wie kamen Sie zu dem Projekt? Oder kam das Projekt zu Ihnen?

Ich war damals noch Theaterschauspieler, in Berlin, und hatte Theaterferien. Ich war in Frankreich in irgendeinem Ferienhaus, und da klingelte das Telefon. Es meldete sich jemand, der mich bat, Videos mit meinen englischsprachigen Filmen zu schicken. Ich hatte natürlich unglaublich viele englischsprachige Filme gedreht, besonders am Theater (lacht). Da habe ich gesagt, das geht gerade nicht, ich bin in einer Holzhütte in Frankreich. Am anderen Ende des Telefons hieß es, das macht nichts, wir faxen Ihnen englischsprachige Texte, Sie machen ein Reading und zeichnen es auf Video auf. Da musste ich passen. Ich hatte kein Fax-Gerät, und dass ich keine Video-Kamera hatte, habe ich vorsichtshalber erst gar nicht erzählt. Und kurz darauf begegnete mir am Briefkasten ein Freund mit einer Video-Kamera um den Hals. Und dem habe ich gesagt, wir müssen unbedingt jetzt ins Haus und etwas aufnehmen.

Wie unterscheiden sich die Dreharbeiten mit Spielberg von den Dreharbeiten für „München Mord“?

Die Zeit. Der entscheidende Unterschied ist die Zeit, die man für ein Projekt hat. Das Geld, das Spielberg zur Verfügung hat, steckte er in die Arbeit. Er hatte mehr Zeit, Szenen zu entwickeln. Und wenn trotz der Dispo nicht alle Szenen fertig gedreht wurden, war das nicht unbedingt ein Beinbruch. Bei „München Mord“ haben wir nicht so viel Geld und auch nicht so viel Zeit. Aber wenn das Miteinander gut ist, kann man auch unter den Umständen, unter denen wir gearbeitet haben, ganz gute Fernsehfilme machen.

„Für mich ist wichtig, dass ich Angebote von Leuten bekomme, die mich schätzen“

Welche Erinnerungen haben Sie an den Stil von Spielberg?

Er hat uns erst mal machen lassen. Wir haben im kleinen Kreis improvisiert. Aber: Spielberg wusste natürlich genau, was er wollte. Aber es gab immer Dinge, an die er nicht gedacht hatte oder die überrascht hatten, und dafür war er offen. Es war eine sehr feine Zusammenarbeit.

Sie haben oft Nebenrollen gespielt, die in Erinnerung geblieben sind – und erinnern mich dabei ein bisschen an den verstorbenen Philip Seymour Hoffman. Sind Sie zufrieden?

Ich kann nicht klagen. Ein Kollege von Ihnen hat daran erinnert, dass ich mit „Sophie Scholl“ für den Oscar nominiert war, genauso wie mit dem „Untergang“. Oder mit dem „Baader Meinhof Komplex“. Und der Kollege fügte hinzu: Die Insider können sehr viel damit anfangen und schätzen Sie sehr, aber nach draußen dringt da nicht so viel. Für mich ist wichtig, dass ich die Angebote von Insidern bekomme, die mich schätzen. Ich trete nicht mit dem Anspruch an, in die Welt zu posaunen, ich bin ein Star. Das können andere machen, und das ist auch okay so .