Essen. Der Deutsche Hanfverband will im Kino zeigen, welche Nachteile ein Verbot der Droge angeblich hat. Möglich wurden die Werbe-Spots, weil Hanfverbands-Chef Wurth in einer TV-Show eine Million Euro gewann. Bei der “Millionärswahl“ versprach er, das Geld für die Cannabis-Legalisierung einzusetzen.

Emotionale und professionell produzierte Kino-Spots sollen die Deutschen von den Vorteilen einer Cannabis-Legalisierung überzeugen. Die kurzen Filmchen wurden für den Deutschen Hanfverband produziert. Die Lobby-Vereinigung setzt sich seit Jahren für eine Legalisierung der Droge ein.

Im ersten Spot der Kampagne versucht eine kranke, ältere Frau in einer Apotheke medizinisches Cannabis zu bekommen. Als der Apotheker sie abweist, sieht sich die Frau gezwungen, ihre Medizin bei kriminellen und gefährlichen Drogendealern zu kaufen. Die Botschaft ist klar: Das Cannabis-Verbot treibt unbescholtene Bürger in kriminelle Kreise. Zwei weitere Filmchen mit ähnlicher Botschaft sollen bald folgen. Die Spots sollen deutschlandweit in mehr als 50 Kinos gezeigt werden. Auch in NRW, wie Georg Wurth, Chef des Deutschen Hanfverbands, versichert.

Polizei klagt über scharfe Drogengesetze

Die Kampagne kommt für die Hanf-Befürworter zur richtigen Zeit. Nach jahrelanger Ruhe ist das Thema Cannabis-Legalisierung derzeit wieder auf der Tagesordnung. Selbst die als konservativ geltende Deutsche Polizeigewerkschaft beschwerte sich jüngst über die strengen Anti-Cannabis-Gesetze in Deutschland. Polizisten würden viel zu viel Zeit damit verbringen, Besitzer von winzigen Mengen Cannabis anzuzeigen, klagte Rainer Wendt, Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft im "Focus".

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Dabei würden Staatsanwälte die Verfahren meist ohnehin routinemäßig einstellen. Die Arbeit der Polizisten sei somit vergebens. "Es wäre besser, den Konsum geringer Mengen von Cannabis nicht mehr verfolgen zu müssen - um sinnlose Bürokratie zu vermeiden", sagte Gewerkschafts-Boss Wendt.

Politiker denken über legale Coffeshops nach

Bereits im Frühjahr forderte eine Gruppe von 122 Strafrechtsprofessoren eine Reform der Drogengesetze. "Die strafrechtliche Drogenprohibition ist gescheitert, sozialschädlich und unökonomisch", schrieben die Professoren in ihrem Manifest. Und im Berliner Stadtteil Kreuzberg denken Politiker sogar darüber nach, einen Coffeeshop einzurichten, um die Drogenverkäufer aus dem Görlitzer Park zu vertreiben. So wollen sie die dort grassierende Drogenkriminalität in den Griff bekommen.

"Bei den Sachverständigen herrscht schon fast Konsens, dass es so nicht weitergehen kann", behauptet Hanfverbands-Chef Wurth, der sich sicher ist, dass die deutsche Drogenpolitik "gescheitert ist". Die Filmchen sollen Wurths Meinung nun auch allen anderen Deutschen vermitteln. Der Verbandschef glaubt, dass diese Spots ein "Meilenstein in der Geschichte der deutschen Legalisierungsbewegung" sind. Dass der kleine Verband die Spots überhaupt produzieren lassen konnte, verdankt er einer Fernsehsendung.

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"Millionärswahl" bei Pro Sieben machte Hanf-Kampagne möglich

Denn bei der "Millionärswahl" auf ProSieben gewann Wurth im Januar eine Million Euro. Bei der Show konnten die Zuschauer entscheiden, welcher Kandidat das Preisgeld bekommen soll. Wurths Versprechen sich für die Legalisierung von Hanf einzusetzen, verhalf ihm zum Sieg.

Die Fernsehsender wollten offenbar trotzdem keinen Legalisierungs-Spot zeigen. "Zum Teil wollten sie das nicht konkret begründen, andere haben die Spots als politisch eingeschätzt, was laut Rundfunkstaatsvertrag nicht gestattet sei", teilte der Hanf-Verband mit. Deshalb habe man sich für Youtube und Kinos als Kanäle entschieden, sagt Wurth. Am Montagabend feierte der erste Spot seine feierliche Premiere im Berliner Sony Center. Wurth, Deutschland größter Hanf-Lobbyist zeigt sich anschließend euphorisch: "Eine Kampagne dieser Größenordnung hat es noch nicht gegeben."

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