Essen. Nach der Degradierung Hellmut Krugs fordert die DFL eine Neuordnung des Schiedsrichterwesens. Olaf Thon: „Jetzt muss durchgegriffen werden!“

Am Tag nach der Entmachtung von Hellmut Krug als Video-Chef hat Olaf Thon, Weltmeister von 1990, den DFB zum Handeln aufgefordert: „Da muss jetzt knallhart durchgegriffen werden, dann werden wir in Zukunft viel Spaß am Videobeweis haben“, sagte der 51-Jährige im Gespräch mit dieser Redaktion. Er könne nicht nachvollziehen, warum Krug trotzdem weiterhin in das Projekt eingebunden bleibt. „Das reicht nicht. Wenn er einen Fehler gemacht hat, dann muss er bestraft werden. Den Kompromiss kann ich nicht verstehen.“

DFL fordert Neuordnung des Schiedsrichterwesens

Indessen hat die Deutsche Fußball-Liga (DFL) eine Neuordnung gefordert. Der DFB müsse „schnellstmöglich eine Organisation des Schiedsrichterwesesens unter Beteiligung der DFL“ gründen, heißt es in einem am Dienstag veröffentlichten DFL-Schreiben. Das Projekt dürfe durch nicht geklärte Zuständigkeiten und persönliche Auseinandersetzungen“ beeinträchtigt werden.

In der Bild-Zeitung war dem 61-jährigen Krug vorgeworfen worden, beim Spiel Schalke gegen Wolfsburg (1:1) Video-Assistent Marco Fritz bei zwei strittigen Strafstoß-Entscheidungen in der Kölner Zentrale überstimmt zu haben. Der frühere Fifa-Schiedsrichter kommt aus Gelsenkirchen, durfte deshalb nie Spiele der Schalker leiten. Sowohl Krug als auch Fritz wiesen den Vorwurf zurück. Der Deutsche Fußball-Bund dementierte am Dienstag einen Zusammenhang. Die Entscheidung, Lutz Michael Fröhlich als Projektleiter zu beauftragen, sei „keine Reaktion auf die in den Medien erhobenen Manipulationsvorwürfe gegen Hellmut Krug“, sagte der zuständige DFB-Vize-Präsident Ronny Zimmermann. „Wir wissen im Moment nicht, wer das in die Welt setzt, aber es belastet natürlich die Gesamtsituation“, sagte Zimmermann. Die Entscheidung sei zum Schutz des Projektes und des Schiedsrichterwesens getroffen worden.

Thon: "Es muss gehandelt werden"

Der gebürtige Gelsenkirchener Olaf Thon (über 300 Spiele für Schalke), sagt dazu: „Es gilt die Unschuldsvermutung. Aber das muss alles geklärt werden. Und das darf nicht zu lange dauern.“ Und weiter: „Wenn da nicht die Wahrheit gesprochen wurde, muss gehandelt werden – und zwar eiskalt.“

Am Sonntag hatte sich bereits Schalke-Manager Christian Heidel im TV-Sender Sky geäußert: „Bei aller Wertschätzung für Hellmut Krug: Der Start ist einfach schlecht. Er ist der Projektleiter, dann muss die Konsequenz gezogen werden.“

So wie Heidel sieht auch der Uefa-Cup-Sieger von 1997 den Videobeweis dennoch positiv: „Jetzt muss nur nachjustiert werden“, sagt Thon. „Meine Empfehlung: Jeder Verein darf zweimal pro Halbzeit den Video-Assistenten hinzurufen.“