Mülheim. .

Speldorf und Broich wollen es jetzt wissen: Welche Entwicklungschancen haben die beiden von Leerstand in zentraler Lage gebeutelten Stadtteilzentren? Unter Federführung der Industrie- und Handelskammer (IHK) werden dazu nun Geschäftsleute und Kunden befragt.

Mit der FH-Ansiedlung rücken die benachbarten Stadtteile in den Fokus der Stadtentwicklung. Derzeit läuft eine Analyse, die Stärken und Schwächen und so Ansatzpunkte für eine Stärkung der Stadtteilzentren aufdecken soll. Mit im Boot sitzen neben der IHK die Stadt, „Mülheim & Business“ und der Einzelhandelsverband Ruhr. Vor allem aber der Broicher Interessengemeinschaft (BIG) und der Interessengemeinschaft Speldorf (IGS), wird großes Gewicht in Fragen der Stadtteilentwicklung zugemessen.

IHK-Handelsexperte Guido Zakrzewski hat ein positives Bild gewonnen. Die Möglichkeiten für eine Stärkung der Handelsstandorte seien „noch gut, die Struktur ist gesund“. Es gebe beiderorts noch gute inhabergeführte Geschäfte und Kaufkraft, die es freilich besser zu binden gelte. Broich und Speldorf seien weit davon entfernt, problematische Standorte wie Gelsenkirchen oder Essens Norden zu sein.

Um „Knackpunkte“ auszumachen, werden aktuell Geschäftsleute und Bürger befragt. Sie sollen etwa das Warenangebot bewerten, ebenso die Sauberkeit, Verkehrssituation, Sicherheit, Öffnungszeiten, gastronomisches Angeboten . . . „Was müsste am dringendsten geändert werden, um den Stadtteil aufzuwerten?“ Auch Ideen werden abgefragt.

Für Speldorf gibt sich IGS-Vorsitzende Andrea Fleck zuversichtlich, dass der Prozess Positives bringen wird. „Wir sind auf gutem Weg“, sagt sie, auch weil die IGS mit mittlerweile über 100 Mitgliedern erstarkt sei. Für Fleck sind insbesondere zwei Baustellen anzugehen. Da sind die Leerstände in zwei Kernimmobilien, dem Depot und dem alten Accos-Standort an der Ecke Duisburger Straße/Flockenweg. Beim unter luxemburgischer Insolvenzverwaltung stehenden Depot, da ist Fleck ohne Illusion, wird eine Belebung in absehbarer Zeit schwer werden. Für das Accos-Haus hofft sie, dass IHK und Mülheim & Business der Eigentümerin mit der Vermittlung von potenziellen Mietern zur Seite springen. Überhaupt werde die Standort-Analyse offenbaren, welche Handelssortimente fehlen. Dies könne Grundlage sein für „eine gezielte Ansprache“ von Händlern.

Ein zweites Großvorhaben für die IGS ist die Beruhigung der Duisburger Straße. Zu viel Schwerlastverkehr, zu hohes Tempo auch der Straßenbahnen, zu wenige sichere Übergänge, zu viel Lärm – Fleck gibt den Wunsch vieler älterer Speldorfer „nach mehr Ruhe“ wieder und wünscht sich Tempo 30 auf der Duisburger. Die IGS selbst habe schon Ruhezonen geschaffen mit ihrer Rote-Bänke-Aktion.

BIG-Chef Hans A. Wunder macht die „Neue Mitte“ weiter Sorgen, zu viele Ladenlokale stehen leer. Die BIG wünscht sich eine Aufwertung der Handelssortimente, etwa durch ein Bekleidungsgeschäft. Aber auch im gastronomischen Angebot sei Luft nach oben. Und dann kommt ja die Fachhochschule an die Duisburger Straße. „Es tut sich schon einiges“, sagt Wunder. Immer mehr Häuser sind eingerüstet, die Fassaden werden gemacht.“ Wohnraum und Gastronomie für Studenten – auch davon verspricht sich die BIG einiges.

Vielleicht gibt es schon bald eine positive Nachricht in der „Neuen Mitte“: Nach Information der WAZ ist der Leerstand der Gagfah-Immobilie an der Bülowstraße möglicherweise bald Geschichte. Zu hören ist, dass Edeka dort kräftig erweitern will.