Kabul/Washington. . Burhanuddin Rabbani, Ex-Staatschef von Afghanistan, ist in seinem Haus in Kabul Opfer eines Anschlags geworden. Der 71-Jährige wurde von einem Selbstmordattentäter getötet. Rabbanis Aufgabe war es zuletzt, Friedensverhandlungen mit den Taliban zu führen.

Der frühere afghanische Präsident Burhanuddin Rabbani ist bei einem Bombenanschlag in Kabul getötet worden. Ein Selbstmordattentäter riss am Dienstagabend (Ortszeit) den Vorsitzenden des Hohen Friedensrates in dessen Wohnung mit in den Tod. Ein enger Berater von Präsident Hamid Karsai wurde bei dem Anschlag verletzt. Rabbanis Ermordung wurde als Schlag gegen den Friedensprozess mit den Taliban gewertet. Karsai brach seinen Besuch bei den Vereinten Nationen in New York ab. Für heute wurde eine Sondersitzung des afghanischen Kabinetts einberufen.

Der Leiter der polizeilichen Ermittlungen, Mohammad Sahir, sagte, der Attentäter habe Rabbani zu Hause aufgesucht. Der Sprengsatz sei im Turban des Täters versteckt gewesen. Erste Berichte, wonach neben Rabbani auch vier Leibwächter ums Leben kamen, wies er als falsch zurück. Vier Menschen seien bei dem Selbstmordanschlag verletzt worden, darunter Karsais Berater Mohammed Massoom Staneksai.

Der nominelle Führer der Nordallianz

Rabbani zählte zu einer Gruppe von Mudschaheddin, die in den 1980er-Jahren gegen die sowjetischen Truppen im Land kämpften. Von 1992 bis 1996 war er afghanischer Präsident, bevor er von den Taliban gestürzt wurde. Rabbani wurde anschließend der nominelle Führer der Nordallianz, die nach dem Sturz der Taliban in Kabul an die Macht kam. Er selbst gehörte der Minderheit der Tadschiken an.

Der Friedensrat war vor einem Jahr von der afghanischen Regierung initiiert worden, um eine politische Lösung des Konflikts in dem Land zu erreichen. So sollte das Gremium auch die aufständischen Taliban einbeziehen und direkte Verhandlungen mit der Taliban-Führung aufnehmen. Allerdings hat der Rat bislang wenige Fortschritte zu verzeichnen.

Rabbanis Tod Gift für den Friedensprozess

Rabbanis Tod dürfte den Unmut von ranghohen Mitgliedern der Nordallianz noch verstärken, die Karsai vorwerfen, mit den radikalen Islamisten zu konspirieren. Ethnische Minderheiten haben sich angesichts der Annäherung an die Taliban bereits wieder bewaffnet. Rabbanis Tod dürfte der Wiederbewaffnung Vorschub leisten und könnte zu einem neuen Bürgerkrieg führen, wenn 2014 alle US-Truppen aus dem Hindukusch abgezogen sind.

Ein Familienangehöriger sagte, der bei dem Anschlag verletzte Karsai-Berater Staneksai scheine nicht in Lebensgefahr zu schweben, werde aber weiter in einem Krankenhaus behandelt. Staneksai ist Leiter des afghanischen Friedens- und Reintegrationsprogramms, das von den USA und ihren Bündnispartnern finanziell unterstützt wird. Mit ihm sollen gemäßigte Taliban-Kämpfer wieder in die afghanische Gesellschaft eingegliedert werden. Von den bis zu 40.000 Aufständischen nahmen bislang nur etwa 2.000 das Programm in Anspruch.

US-Verteidigungsministerium: Anschlag ist Teil einer Strategie

Das US-Verteidigungsministerium hat den tödlichen Anschlag auf den afghanischen Ex-Präsidenten Burhanuddin Rabbani als Teil einer Strategie gewertet. Die radikalislamischen Taliban verübten zunehmend Attentate auf ranghohe Persönlichkeiten, sagte Verteidigungsminister Leon Panetta am Dienstag in Washington. US-Generalstabschef Mike Mullen sagte, die Taliban seien aufgrund ihrer Schwächung durch die Erfolge der internationalen Militärkoalition zu „spektakulären Angriffen“ übergegangen. Trotz der Schwächung der Taliban müssten diese Anschläge ernst genommen werden, betonte Mullen. „Aus strategischer Sicht sind sie bedeutend. „

Auch Panetta sagte, die Tötung Rabbanis sei „Anlass zur Beunruhigung“. Die US-Armee arbeite mit der afghanischen Armee zusammen, um den Taliban Einhalt zu gebieten. Der Pentagon-Chef zeigte sich überzeugt davon, dass die internationale Koalition weiter in die „richtige Richtung“ gehe. „Wir haben Fortschritte im Kampf gegen die Taliban verzeichnet und können uns nicht von solchen sporadischen Ereignissen davon abhalten lassen“, sagte Panetta.

Auch UN-Generalsekretär Ban Ki Moon verurteilte das Attentat „auf das Schärfste“, wie sein Sprecher Martin Nesirsky in New York mitteilte. Ban sei „zutiefst schockiert über den Tod“ Rabbanis. Die Tat sei ein „Angriff auf Menschen, die für die Rückkehr des Friedens nach Afghanistan arbeiteten“. Die UNO werde weiterhin Afghanistan und das afghanische Volk bei ihren Bemühungen um Frieden unterstützen. (ap/afp)