Washington. . Was brachte John F. Kennedy zum Weinen und welche Vorteile sah er in einem frühen Tod für einen US-Präsidenten? Ein Interview mit seiner Witwe Jackie aus dem Jahr 1964 gibt neue Einblicke. Es ist so privat, dass es Jahrzehnte unter Verschluss blieb.

Auch im Falle eines Atomkriegs mit der Sowjetunion wollte Jacqueline Kennedy um jeden Preis bei ihrem Mann, dem damaligen US-Präsidenten John F. Kennedy (1961 - 1963) bleiben. Während der Kubakrise im Oktober 1962 habe sie ihren Mann angefleht, sie nicht wegzuschicken, berichtete die frühere First Lady in einem achtstündigen Gespräch mit dem Historiker Arthur Schlesinger - nur wenige Monate nach der Ermordung des Präsidenten im November 1963. Die Aufnahme war bis jetzt unter Verschluss geblieben.

Es sind privateste Dinge, die die damals 33-Jährige dem Historiker anvertraute. „Ich will nur bei Dir sein, ich will lieber mit Dir sterben, und die Kinder auch - als ohne Dich zu leben“, so habe sie ihren Mann während der Kubakrise angefleht, sagte sie in dem Interview. „Jackie“ Kennedy hatte ursprünglich verfügt, dass das Gespräch erst 50 Jahre nach ihrem Tod veröffentlicht werden darf. Anlässlich von Kennedys Amtsantritt im Januar vor 50 Jahren beschloss seine Familie jedoch, die Aufnahmen schon jetzt freizugeben. Der US-Fernsehsender ABC News widmete ihnen am Dienstag eine Sondersendung, heute erscheinen sie als Buch und CD.

Die Niederlage in der Schweinebucht war ein Schock

In dem Gespräch berichtet die junge Witwe auch über Kennedys Tränen nach der gescheiterten Invasion der kubanischen Schweinebucht am 17. April 1961: „Er kam in sein Zimmer und fing an zu weinen, mit mir an der Seite - stütze seinen Kopf in seine Hände und weinte.“ Die bittere Niederlage gegen das kommunistische Kuba noch innerhalb seiner ersten hundert Tage im Amt sei „so traurig“ gewesen, erinnert sie sich. „Seine ganzen Träume, und dann geschah dieses furchtbare Ding.“

In einer anderen Interview-Episode berichtete Kennedys Witwe, wie sich ihr Mann den Kopf darüber zerbrach, ob sein im Amt ermordeter berühmter Vorgänger Abraham Lincoln „auch so ein großer Präsident gewesen wäre, wenn er weitergelebt hätte.“ Er und der Historiker David Donald seien schließlich zu der Auffassung gekommen, für den Bürgerkriegspräsidenten sei es „in der Tat besser gewesen, genau zu dem Zeitpunkt zu sterben, an dem er es tat.“

Von seinem Stellvertreter hielt Kennedy wenig

Aus dem Interview geht auch hervor, wie wenig Kennedy von seinem Stellvertreter Lyndon Johnson hielt. Ihr Mann habe bereits begonnen, sich mit Vertrauten darüber zu beraten, wie eine Präsidentschaftskandidatur Johnsons nach seiner eigenen zweiten Amtszeit 1968 verhindert werden könne. „Er mochte den Gedanken nicht, dass Lyndon Präsident werden könnte - weil er sich um sein Land sorgte“. Nach Kennedys Tod führte Johnson dessen Amtszeit zu Ende und gewann 1964 die Wahl. In seine Amtszeit fiel die Eskalation des Vietnamkriegs, aber auch bahnbrechende Bürgerrechtsgesetze.

afp