Essen/Düsseldorf. .
Der Energieriese Eon will bis zu 11.000 Stellen streichen. Betroffen seien davon vor allem Arbeitsplätze in der Verwaltung. Wenn man jetzt keine Stellen kürzen würde, seien mittelfristig noch mehr Stellen gefährdet, erklärte Konzernchef Teyssen. Der Konzernbetriebsrat und Gewerkschaften kritisierten die Pläne scharf.
Eon schwenkt nach der Atomwende der Bundesregierung auf einen harten Sparkurs ein. „Das erste Halbjahr war das schlechteste in der Geschichte des Konzerns. Trotz des Einbruches sind wir uns gewiss, dass wir aus eigener Kraft eine erfolgreiche Energiewende gestalten können", sagte der Vorstandsvorsitzende Johannes Teyssen am Mittwoch und bestätigte Gerüchte um geplante Stellenkürzungen. „Ich sage das nicht leichtfertig: Stellenabbau ist nicht das Ziel", so Teyssen. Ihm sei bewusst, dass es um das Schicksal von Mitarbeitern und deren Familien gehen würde. „Aber wenn wir heute nicht den mutigen Schritt gehen, werden wir mittelfristig mehr Stellen gefährden." Die Stellenstreichungen seien jedoch nicht als Signal nach Berlin zu verstehen. „Eon führt seine Geschäfte selbstständig und braucht keine Schuldzuweisungen an die Politik."
Eon-Chef Teyssen informiert Donnerstag "Ruhrgas"-Mitarbeiter
Das Ziel des Stellenabbaus sei „ambitioniert" uns es werde nur über mehr als eine einfache Fluktuation zu erreichen sein. Teyssen betonte: „Wir werden dies mit Anstand und mit Rücksicht auf die Mitarbeiter machen.“ Am Donnerstag werde man auch den Mitarbeitern bei Eon Ruhrgas mit Sitz in Essen „die Wahrheit" sagen.
Hintergrund: Der Energiekonzern prüft derzeit den Abbau von bis zu 11.000 Arbeitsplätzen, nachdem die Stilllegung von Kernkraftwerken und die Brennelementesteuer den Gewinn im ersten Halbjahr kräftig schrumpfen ließen. Die notwendigen Einsparungen ließen sich durch die Verringerung der Sachkosten allein nicht erreichen, teilte der größte deutsche Versorger am Mittwoch mit. Betroffen seien vor allem Arbeitsplätze in der Verwaltung. Entscheidungen sollen im Herbst fallen.
Eon machte keine Angaben, wie viele der weltweit rund 80.000 Mitarbeiter in Deutschland betroffen sind. Auch teilte der Konzern nicht mit, ob ganze Standorte geschlossen werden sollen, wie Medien zuletzt immer wieder berichteten. Konkrete Pläne will das Unternehmen in den kommenden Wochen vorstellen.
Verdi: 60 Prozent der betroffenen Eon-Arbeitsplätze in Deutschland
Die Gewerkschaft Verdi kritisierte die möglichen Streichungen scharf. „Wir verurteilen, dass der Konzern die anstehenden Veränderungen der Rahmenbedingungen, die durch Ertragseinbußen notwendig geworden sind, überproportional auf dem Rücken der Beschäftigten austragen will", sagte ver.di-Bundesvorstandsmitglied Erhard Ott. Rund 60 Prozent der vom Stellenabbau betroffenen Arbeitsplätze seien in Deutschland. Demnach würden hierzulande rund 6600 Stellen abgebaut. Zur Disposition stellt Eon der Gewerkschaft zufolge alle Verwaltungseinheiten, insbesondere Eon Energie in München und die drei Kraftwerk-Gesellschaften. Medien hatten in den vergangenen Wochen berichtet, dass auch die Gastochter Eon Ruhrgas vom geplanten Konzernumbau betroffen sein könnte.
Erstmals rote Zahlen bei Eon
Infolge der Energiewende schrieb der Düsseldorfer Versorger im zweiten Quartal beim bereinigten Konzernüberschuss erstmals rote Zahlen. Im ersten Halbjahr 2011 verbuchte das Unternehmen unter dem Strich einen Gewinn von 900 Millionen Euro, das waren 71 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Teyssen spricht von einem „dramatisch verschlechterte Ergebnis".
Im ersten Halbjahr fiel der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) um 45 Prozent auf 4,3 Milliarden Euro. Von Reuters befragte Analysten hatten im Durchschnitt mit einem bereinigten Ebitda von 4,692 Milliarden Euro gerechnet und den bereinigten Überschuss auf 1,155 Milliarden Euro taxiert. Eon senkte seine Prognosen für 2011. Der Konzern erwarte nun ein bereinigtes Ebitda zwischen 9,1 und 9,8 Milliarden Euro und einen bereinigten Überschuss von 2,1 bis 2,6 Milliarden Euro. Bislang hatte der Konzern ein bereinigtes Ebitda von 10,7 bis 11,4 Milliarden Euro prophezeit und einen bereinigten Überschuss von 3,0 bis 3,7 Milliarden Euro. Für 2011 stellte das Unternehmen eine Dividende von einen Euro je Aktie in Aussicht, nachdem Eon bislang 1,30 Euro angepeilt hatte.
(mit dapd/afp/rtr)