Essen.
Eon-Vorstandschef Johannes Teyssen will seine Pläne für den Konzernumbau vor Beschäftigten der Essener Gastochter Ruhrgas erläutern. Ein massiver Stellenabbau im Eon-Konzern wird befürchtet. Es scheint, als wolle Teyssen mit aller Härte durchgreifen.
Es war eine Ruhe, die mancher Beschäftigter als trügerisch empfand – so wie die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm. Dichte Regenwolken hingen gestern über dem gläsernen Ruhrgas-Gebäude in Essen. Und hinter den Glasfassaden wirkte mancher Bürotrakt fast schon wie ausgestorben. Etliche Ruhrgasianer sind derzeit im Sommerurlaub und verfolgen an ihren Ferienorten, welche berufliche Zukunft vor ihnen liegt.
Auch in der Essener Ruhrgas-Hauptverwaltung gab es praktisch nur ein Thema: die Spekulationen über eine mögliche Schließung des traditionsreichen Firmenstandorts. „Die Stimmung ist angespannt“, sagte ein Mitarbeiter, der ebenso wie seine Kollegen auf Nachrichten aus der Zentrale des Düsseldorfer Mutterkonzerns Eon wartete.
Nach Tagen der Unsicherheit hofften die Beschäftigten, dass sie endlich Klarheit erhalten. Offenbar will sich Eon-Chef Johannes Teyssen in absehbarer Zeit den Ruhrgas-Mitarbeitern stellen. Es wird erwartet, dass er am Donnerstag bei einer Betriebsversammlung in Essen auftritt.
Gestern verdichteten sich die Hinweise, dass ein massiver Stellenabbau im Eon-Konzern bevorsteht. Es scheint, als wolle Teyssen mit aller Härte durchgreifen.
Will Eon bis zu 10 000 Stellen weltweit streichen?
Lange ließ der Eon-Chef die Beschäftigten im Unklaren. Auf Anfrage teilte ein Konzernsprecher lediglich mit: „Infolge der erheblich veränderten Rahmenbedingungen prüft Eon derzeit mögliche Anpassungen der Strategie und der Aufstellung des Unternehmens.“ Echte Aufklärung gab es nicht. Dabei kursierte längst das Gerücht, Eon wolle womöglich bis zu 10 000 Stellen weltweit streichen.
Tage der Unsicherheit liegen hinter dem erfolgsverwöhnten Gashändler, der mittlerweile zum großen Sorgenkind des Eon-Konzerns geworden ist und in diesem Jahr einen Milliardenverlust erwartet.
Heute will sich Teyssen öffentlich zu Wort melden – in einer Telefonkonferenz vor Journalisten. Dann legt der Konzernchef auch die Geschäftszahlen für die erste Jahreshälfte vor. Erwartet werden deutliche Gewinneinbußen. Matthias Heck, Analyst bei der Investment-Bank Macquarie, geht daher davon aus, dass Teyssen durchgreifen wird. „Die aktuelle Situation bei Eon zwingt das Management, rational über Kostensenkungen nachzudenken. Auf emotionale Überlegungen oder historische Strukturen kann dabei keine Rücksicht genommen werden.“