Oslo. . Norwegens Polizei hat eine Liste mit Namen der Anschlagsopfer ins Internet gestellt. Sie enthält auch Angaben zu Alter und Wohnort der Getöteten. Die Informationen werden erst veröffentlicht, wenn die Angehörigen informiert wurden.
Nach Angaben der Polizei werden an beiden Tatorten der Anschläge in Norwegen noch Menschen vermisst. Die Behörde hat am Dienstag die ersten Namen von Anschlagsopfern veröffentlicht. Zunächst wurden Angaben von vier Getöteten öffentlich gemacht. Dabei handelte es sich um drei Menschen, die bei der Autobomben-Explosion im Osloer Regierungsviertel getötet wurden, sowie einen 23-Jährigen, der auf der Insel Utöya erschossen wurde.
Jeden Tag um 18 Uhr kommen neue Namen hinzu
Die Liste auf der Internetseite www.politi.no soll nach Polizeiangaben jeden Tag um 18.00 Uhr um die Angaben derjenigen Opfer erweitert werden, die bereits identifiziert und deren Angehörige informiert wurden. Veröffentlicht werden dort auch das Alter und der Wohnort der Getöteten.
Bei dem Doppelanschlag am Freitag waren im Osloer Regierungsviertel und auf der Insel Utöya insgesamt mindestens 76 Menschen getötet worden. Die Taten werden einem 32-Jährigen zur Last gelegt.
Unterdessen verteidigte Justizminister Knut Storberget die Arbeit der Sicherheitskräfte. Zuvor war Kritik an der Reaktion der Polizei laut geworden. Demnach brauchte das Sondereinsatzkommando rund 90 Minuten, um zum Tatort auf Utöya zu gelangen. Als Begründung gab die Polizei an, dass kein Hubschrauber zur Verfügung gestanden habe, da die gesamte Besatzung des Helikopters im Urlaub gewesen sei.
"Ich denke, die Polizei hat in dieser Situation gute Arbeit geleistet", sagte Storberget. Von einer Untersuchung der polizeilichen Ermittlungsarbeit halte er derzeit nichts. "Es gibt eine Zeit für alles", sagte Storberget.
Zunächst einmal müsse man sich um die Betroffenen kümmern. Der Justizminister erklärte zudem, dass auch mehrere seiner eigenen Mitarbeiter weiterhin vermisst würden. Zudem stünden seinem Ministerium nach der Explosion im Regierungsviertel keine Büros mehr zur Verfügung.
Osloer Polizei weist Kritik an Einsatzkräften zurück
Der Stabschef der Osloer Polizei, Johan Fredriksen, wies die Kritik an der Reaktion der Einsatzkräfte auf die Anschläge zurück. "Ich halte es für würdelos, wie einige Akteure politische Fragen in der Situation aufwerfen, in der wir uns gerade befinden", sagte Fredriksen. "Wir wollen uns an dieser Debatte nicht mehr beteiligen."
In Polen nahm der Inlandsgeheimdienst Ermittlungen gegen den Händler auf, der Anders Behrin Breivik im März Komponenten für seine Bomben verkauft haben soll. Dem Mann aus Wroclaw (Breslau) werde der "unerlaubte Besitz und Handel mit potenziell gefährlichen Substanzen" vorgeworfen, hieß es am Dienstag in einer auf der Internetseite des Geheimdienstes veröffentlichten Erklärung.
Der Besitzer der Firma Keten Chemicals bestätigte der AP telefonisch, dass er Chemikalien an Breivik geliefert habe. Er habe den Norweger jedoch für einen gewöhnlichen Geschäftsmann gehalten.
Auch seiner Familie lieferte Breivik vor dem Doppelanschlag offenbar keine Hinweise, dass er die Taten plante. Breivik "war ein ganz normaler Norweger, ein wohlerzogener Junge. Man kann das wirklich nicht verstehen", sagte seine ehemalige Stiefmutter Tove Oevermo am Dienstag der AP.
Ehemalige Stiefmutter beschreibt Breivik als normal
"Ich habe keine Anzeichen dafür gesehen, dass er diese Person ist. Es ist wirklich ein Schock." Oevermo heiratete Breiviks Vater, als der spätere Attentäter vier Jahre alt war. "Er war ein normales, glückliches Kind", sagte die ehemalige Diplomatin der AP. "Wir hatten eine sehr gute Beziehung und wir waren gerne zusammen. Ich hatte das Gefühl, dass er mich wirklich mochte."
Oevermo ließ sich von ihrem Ehemann scheiden, als Breivik ein Jugendlicher war. Sie habe jedoch auch nach der Trennung per E-Mail Kontakt zu ihm gehalten, sagte Oevermo. Eine besondere Weltanschauung sei ihr bei Breivik nicht aufgefallen. Er habe über Politik "wie jede normale Person gesprochen, nicht mehr als das. Er hat niemals den Islam erwähnt oder den Hass, den er ihm entgegen gebracht haben muss", sagte Oevermo.
Im März oder April habe sie ihren ehemaligen Stiefsohn zum letzten Mal gesehen. Er habe sie in ihrem Haus südlich von Oslo besucht und einen normalen Eindruck auf sie gemacht. (dapd/afp)
Explosion in Oslo