Brüssel. . Der Euro-Gipfel hat sich auf ein neues Hilfspaket für Griechenland geeinigt. Es umfasst 109 Milliarden Euro. Auch der Privatsektor wird an der Rettung des hochverschuldeten Landes beteiligt.

Die europäischen Staaten haben auf ihrem Krisengipfel in Brüssel ein umfassendes Euro-Rettungspaket geschnürt. Sie einigten sich auf ein zweites, 109 Milliarden Euro schweres Notkredite-Paket für Griechenland bis 2014. Das teilten sie am späten Donnerstagabend mit. Zudem trafen die Staaten Vorkehrungen, damit die griechische Schuldenkrise nicht auf andere Länder überspringt.

Beim zweiten Hilfspaket für Griechenland schultern Banken, Versicherer und andere private Gläubiger etwa 50 Milliarden Euro bis 2014. Bis 2019 sollen sie dann noch einmal 56 Milliarden Euro zur Entschuldung Griechenlands beitragen. Der Mittelmeerstaat hat derzeit etwa 350 Milliarden Euro Schulden.

Die Einigung bedeute für die Menschen in Deutschland „ein Mehr an Sicherheit für unsere gemeinsame Währung“ und erhalte den Wohlstand, sagte Kanzlerin Angela Merkel (CDU). „Der Euro ist mehr als eine Währung.“ Er sei der „Ausdruck einer großen Verbundenheit“ in der EU. Auch die Europäische Zentralbank (EZB) lobte die Einigung.

Griechenland gewinnt Zeit

Banken, Versicherer und andere private Gläubiger sollen mehrere Möglichkeiten erhalten, griechische Schuldtitel in neue Anleihen mit niedrigeren Zinsen und längeren Laufzeiten umzutauschen. Das gäbe Griechenland mehr Zeit, Schulden zu begleichen. Die Euro-Staaten nehmen dabei in Kauf, dass Ratingagenturen Griechenland zeitweise für pleite erklären. Ratingagenturen bewerten die Zahlungsfähigkeit von Staaten. Dabei zieht die Europäische Zentralbank (EZB) nach anfänglichem Widerstand nun mit.

Die EZB leiht griechischen Banken Geld, die im Gegenzug bei der Zentralbank griechische Anleihen als Sicherheit hinterlegen. Die EZB darf diese Papiere nicht annehmen, falls Ratingagenturen Griechenland für zahlungsunfähig erklären. Die Euro-Staaten erwarten, dass so ein Pleite-Zustand wenige Tage anhalten würde – bis Griechenland frisches Geld erhält. Bis dahin sollen die griechischen Anleihen im EZB-Besitz mit Geldern aus dem Euro-Rettungsfonds abgesichert werden.

Pleite-Zustand mit einkalkuliert

Damit die griechische Finanzmisere nicht weitere Staaten in Schwierigkeiten stürzt, soll der Euro-Rettungsfonds mehr Spielraum erhalten. Klamme Länder können sich vorsorglich Notkredite sichern, müssen sie aber nicht sofort abrufen. Im Gegenzug erstellen einen Spar- und Reformplan und arbeiten ihn schrittweise ab. Falls sie später Notkredite brauchen, müssen sie alle verabredeten Spar- und Reformschritte umsetzen. Der Rettungsfonds soll zudem unter bestimmten Bedingungen an den Finanzmärkten griechische Anleihen kaufen können.