Aachen. . Die Geiselnahme in der Aachener Klinik war nur erfunden - so viel scheint festzustehen. Jetzt fahndet die Polizei nach dem männlichen Täter. Er soll durch den Entführungstrick versucht haben, Bargeld zu erpressen.
Einen Tag nach der offenbar erfundenen Geiselnahme am Universitätsklinikum Aachen (UKA) sucht die Polizei weiter nach dem mutmaßlichen Täter. Der Mann habe vermutlich Bargeld erpressen wollen, teilte die Polizei Aachen am Samstag mit. Noch gebe es jedoch keine konkreten Hinweise auf den Mann, der am Freitagnachmittag an der Patientenkasse im Eingangsbereich der Klinik einen Zettel mit einer Geldforderung abgegeben und mit Sprengstoff gedroht hatte. Außerdem hatte er behauptet, eine Geisel in seiner Gewalt zu haben.
Zeugenaussagen zufolge soll es sich um einen 45 bis 50 Jahre alten, etwa 1,65 Meter großen Mann handeln, der zur Tatzeit ein sandfarbenes Jackett trug. Außerdem hätten Zeugen von einem „orientalischen Erscheinungsbild“ gesprochen, teilte die Polizei mit.
Mit seiner Drohung hatte der Mann einen Großeinsatz der Polizei ausgelöst. Sie war mit Bereitschaftspolizei, Sondereinsatzkommando und einem Hubschrauber im Einsatz und durchsuchte den Gebäudekomplex. In ersten Medienberichten hatte es geheißen, der Mann habe ein Kleinkind in seine Gewalt gebracht.
Am späten Abend gab die Polizei jedoch Entwarnung. „Die umfangreichen Durchsuchungsmaßnahmen“ seien negativ verlaufen. Auch bei der Überprüfung sämtlicher Vermisstenfälle im Regierungsbezirk Köln und im benachbarten Ausland hätte „kein Zusammenhang zur behaupteten Geiselnahme“ hergestellt werden können.
„Business as usual“ nach angeblicher Entführung
Am UKA hatte sich derweil die Lage am Tag nach dem Großeinsatz wieder normalisiert. Als „business as usual“ beschrieb Kliniksprecherin Michaela Müther auf dapd-Anfrage den Betrieb am Samstag.
Bereits während der Durchsuchung am Freitag war der Betrieb der Krankenversorgung „normal weiter“ gelaufen. Zwar habe es einige besorgte Anrufe im Callcenter der Klinik gegeben, sagte Müther. Die Patientenversorgung habe aber die ganze Zeit über ohne Unterbrechung fortbestanden.
Auch Mitarbeiter des Krankenhauses berichteten, dass es im Krankenhaus selbst die ganze Zeit über ruhig gewesen sei. „Im Klinikum habe ich keine Polizei bemerkt“, sagte Helga Krinzinger, wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Neuropsychologie, der Nachrichtenagentur dapd. Zwar habe es Gerüchte gegeben, dass man das Krankenhaus nicht verlassen dürfe. Diese hätten sich jedoch als falsch herausgestellt.
Aachener Klinik zieht keine direkten Konsequenzen
Der kaufmännische Direktor des UKA, Peter Asché, sagte auf dapd-Anfrage, man werde aus dem Vorfall keine direkten Konsequenzen ziehen. Einige Bereiche des Klinik-Komplexes würden bereits videoüberwacht. Eine komplette Überwachung aller Gebäude sei aber weder möglich noch gewollt.
Das Klinikum Aachen verfügt über 1.356 Betten. Jährlich werden hier 46.500 Patienten stationär aufgenommen, weitere 250.000 ambulant behandelt. Im Klinikum arbeiten 900 Ärzte sowie 1.250 Pflegekräfte. (dapd)