Essen. .
Die Agentur Easy Abi soll tausende Abiturienten in Berlin und Brandenburg um ihre Abschlussfeier betrogen haben. Der Organisator von Bällen und Reisen hat 200 000 Euro von den Schülern kassiert, das Geld aber nicht an die Veranstaltungsorte weitergeleitet, meldete die Berliner Zeitung. Easy Abi führt angeblich auch ein Büro in Essen. Unter der angegebenen Adresse ist aber weder ein Klingelschild, noch ein Briefkasten der Firma zu finden.
Die letzten Prüfungen laufen, spätestens in zwei Wochen ist es geschafft. Die Schüler der Jahrgangsstufe 13 fiebern jetzt nur noch einem entgegen: dem lang ersehnten Abiball. Doch für tausende Abiturienten in Berlin und Brandenburg fällt die verdiente Schulabschlussfeier ins Wasser. Die Agentur Easy Abi hat das Geld der Schüler kassiert, es aber nicht an die Hotels als Veranstaltungsorte weitergeleitet, meldete die Berliner Zeitung am Mittwoch. Vierzig Berliner Schulen und weitere vier in Brandenburg sind so betrogen worden. In einem weiteren Fall haben Schüler für ihre gebuchte Abschlussfahrt nach Spanien keine Reiseunterlagen erhalten. Mehr als 30 Anzeigen gegen die Abi-Agentur liegen der Berliner Staatsanwaltschaft mittlerweile vor.
Der nachgewiesene Schaden gehe über 200 000 Euro hinaus, sagte Polizeisprecher Thomas Neuendorf der Berliner Zeitung. Die betroffenen Schulen hatten der Zeitung zufolge jeweils zwischen 10 000 und 50 000 Euro an den Veranstalter überwiesen. Die Berliner Staatsanwaltschaft hat mittlerweile Gerichtsbeschlüsse erwirkt, um Zugriff auf die Konten der Berliner Firma zu erhalten. Mehrere Konten seien bereits eingefroren worden, sagte ein Ermittler der Berliner Zeitung. Die Finanzermittler erforschen nun die Geldströme, um zu ermitteln, wer für den mutmaßlichen Leistungsbetrug verantwortlich ist. Außerdem hat das Berliner Landeskriminalamt am Donnerstag die Berliner Geschäftsräume der Agentur und Wohnungen der Tatverdächtigen durchsucht, um Beweismaterial zu sichern.
Bei der Razzia sei ein sechsstelliger Geldbetrag sichergestellt worden, sagte Polizeisprecher Thomas Neuendorf der Nachrichtenagentur dapd. Dabei handelt es sich um Bargeld und um Geld, das auf den Konten der Agentur eingefroren wurde. Allerdings gebe es das Geld nicht bis zu den geplanten Abschlussfeiern am Wochenende zurück. Das Ermittlungsverfahren werde längere Zeit in Anspruch nehmen.
Suche nach den Schuldigen
Nach Recherchen der Berliner Zeitung wurde das Unternehmen kurz vor den anstehenden Abifeiern, als das Geld für die Tickets eingegangen war, für 400 000 Euro an Karl-Heinz R. verkauft. Der Unternehmer sei schon in der Vergangenheit durch trickreiche Deals im Fußball-Sponsoring aufgefallen. Der ehemalige Geschäftsführer David H. habe die Geschäftsführung im Mai aus gesundheitlichen Gründen abgegeben. Er ließ über die Facebook-Seite des Unternehmens verlauten, er sei von den Geschehnissen entsetzt und habe nun auch seine Arbeit als externer Dienstleister für die Agentur niedergelegt. David H. betreibt allerdings schon eine neue Firma, die Abiball UG. Der 27-Jährige gilt als einer der Hauptbeschuldigten, weil er sämtliche mit den Schulen geschlossenen Verträge unterschrieben hat.
Die Agentur Easy Abi gibt es seit 2008, galt als seriös. Den geprellten Schülern hilft der gute Ruf aber nicht. Sie versuchen im Moment bei den gebuchten Hotels Preisnachlässe zu erwirken, um trotzdem ihr Abitur feiern zu können. Die Eintrittskarten müssen sie aber ein zweites Mal bezahlen.
Auf der Internetseite von Easy Abi findet sich unterdessen kein Hinweis auf die aktuellen Vorgänge, Abipartys können dort weiter gebucht werden. Telefonisch war das Unternehmen nicht zu erreichen.