Hagen. .

Ballkleid? 100 Euro. Anzug? 250 Euro. Und dann noch Schuhe. Und Schmuck. Und das alles nur für den vielleicht wichtigsten Tag der Schullaufbahn: die Abiturfeier. Für Schüler ist das Abitur der krönende Abschluss. Für einige Betriebe in der Region ist es mehr: Abitur kann je nach Branche auch ein Wirtschaftsfaktor sein. Immerhin haben im Schuljahr 2008/2009 rund 55000 Abiturienten die Gymnasien im Regierungsbezirk Arnsberg verlassen - und für ihren Abi-Ball eingekauft.

Dabei gilt die Faustregel: Je kleiner der Betrieb, desto bedeutender kann der „Abi-Aufschwung“ sein. Beispiel Friseur: „Für einige Salons ist das auf jeden Fall ein interessantes Thema, besonders am Tag des Abschlussballs“, sagt Rolf Stein. Er ist Obermeister der Friseur-Innung Hagen. Vor allem Hochsteck-Frisuren seien zu den Abendkleidern gefragt - inklusive Make-Up müssen die Abiturientinnen dann rund 35 Euro investieren. „Es gibt einige Friseure, die sogar spezielle ‘Abitur-Pakete’ im Vorfeld eines Balls anbieten.“

Auch der Einzelhandel springt immer stärker auf den Zug auf. „Wir beobachten seit einigen Jahren, dass die Abiturfeiern immer festlicher werden“, sagt die Sprecherin des Einzelhandelsverbandes Südwestfalen, Karina Brühmann. Das werde schon sprachlich deutlich: „Früher hieß es Abschlussfeier, heute ist es meistens ein Ball. Die jungen Menschen legen deswegen auch mehr Wert auf die Kleidung, die sie an dem Abend tragen.“

Vor allem Cocktailkleider seien gefragt, viele Läden stockten im Vorfeld der Schulentlassungen ihr Angebot auf. „Es sind übrigens nicht nur die Frauen, immer mehr achten auch die jungen Männer auf das passende Outfit.“ Der Einzelhandelsverband hat in den vergangenen Jahren noch einen weiteren Trend ausgemacht. „Längst ist es nicht mehr nur der Abiball, der groß gefeiert wird. Auch nach der zehnten Klasse feiern viele Schulen einen Entlassball.“

Doch weil so ein Ball mit Band, Catering, Getränken - alles natürlich gekauft und gebucht bei örtlichen Unternehmen - nicht selten mehrere tausend Euro kostet, werfen die Schüler die „Maschine Abitur“ schon lange vor der Abschlussfeier an. Mit Stufenfeten, auf denen teilweise fast 1000 Besucher feiern, finanzieren die Jugendlichen den Abschlussball. Ein Geschäft, von dem zum Beispiel auch die heimischen Brauereien profitieren.

„Die Feiern rund um das Abitur haben sich im Vergleich zu den 90er Jahren deutlich geändert: Es sind weniger geworden, die sind dann aber deutlich größer, aufwändiger und professioneller“, sagt Ulrich Biene, Pressesprecher der Brauerei Veltins. Auch wenn die Parties mit den Jahren immer größer geworden sind - eine nennenswerte wirtschaftliche Bedeutung haben sie für das Großunternehmen nicht: „Dafür ist der Absatz bei Abiturfeiern im Vergleich zu unserem Gesamtabsatz zu gering.“