London/Hannover. . Die Zahl der Ehec-Toten steigt weiter. Doch noch immer ist die Ursache für die Ehec-Infektion unbekannt. Bisherige Verdachtsfälle haben sich nicht bestätigt. Je mehr Zeit verstreicht, umso schwieriger wird die Suche nach der Quelle.
Die Zeit zur Ermittlung der Quelle der jüngsten Ehec-Welle wird nach Ansicht eines WHO-Experten zunehmend knapp. „Wenn wir den Ursprung nicht innerhalb einer Woche gefunden haben, dann werden wir möglicherweise nie herausfinden, wie es zu dem Ausbruch kam“, sagte Guenael Rodier.
Das mit dem gefährlichen Erreger belastete Gemüse sei vermutlich bereits vom Markt verschwunden, sagte Rodier weiter. Für die deutschen Behörden werde es daher sehr schwer, betroffene Patienten mehrere Wochen nach der ersten Infektion noch mit bestimmten Produkten in Verbindung zu bringen.
Alte Sprossen-Packung ohne Ehec-Keime
Als Quelle des Erregers waren zunächst Gurken aus Spanien und später Sprossen angegeben worden. In beiden Fällen konnte der Verdacht jedoch nicht bestätigt werden. Am Wochenende waren Sprossen eines Gartenbaubetrieb in Niedersachsen in Verdacht geraten, Auslöser für die Ehec-Infektionen gewesen zu sein. Bisherige Untersuchungen konnten das jedoch nicht beweisen. Auch eine ältere Sprossenpackung aus dem Unternehmen brachte am Dienstag keinen Hinweis auf eine Ehec-Verseuchung. Das niedersächische Landwirtschaftsministerium war durch die Kontrolle der Lieferwege auf die Spur der Sprossen gekommen.
Auf der Suche nach der Ehec-Infektionsquelle sollten ursprünglich am Dienstagnachmittag die Ergebnisse der Untersuchung von weiteren Proben aus dem Betrieb vorgestellt werden. Doch das wurde abgesagt. Die Probennahme ist inzwischen abgeschlossen. Sie werden nun in Berlin untersucht. Das Unternehmen bleibt weiter gesperrt.
Der Präsident des Landesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit LAVES, Eberhard Haunhorst, äußerte sich zuversichtlich, die Quelle der Infektion zu finden. „Wir gehen davon aus, dass tatsächlich ein Erregernachweis nur in einem längeren Zeitraum zu führen wäre und das würde unter Umständen auch ein bis zwei Wochen dauern“, sagte Haunhorst am Montagabend in der ARD.
Zwei neue Todesfälle
Die vorläufigen negativen Ergebnisse aus dem Betrieb im Landkreis Uelzen „widerlegen nicht unsere Indizienkette“, sagte er. Bisher sei es immer gelungen, eine Beziehung zwischen dem Betrieb und den Ausbrüchen in Deutschland herzustellen.
Unterdessen gibt es zwei neue Todesfälle in Verbindung mit Ehec. In Niedersachsen sind zwei Frauen an den Folgen einer Infektion mit dem Darmerreger Ehec gestorben. Das teilte das Sozialministerium in Hannover am Dienstag mit. Damit stieg die Zahl der Ehec-Toten bundesweit auf mindestens 23. Die Zahl der Ehec-Erkrankungen beträgt 1683. An dem HUS erkrankten 642 Personen. In NRW nahm die Zahl der Ehec-Fälle auf 309 zu. Am Montag waren es noch 279 gewesen.
Essverhalten wegen Ehec geändert
Fast die Hälfte der Deutschen hat einer Studie zufolge ihr Konsum- und Essverhalten wegen der grassierenden Ehec-Epidemie geändert. Die meisten von ihnen reinigen laut einer am Dienstag veröffentlichten repräsentativen TNS Emnid-Umfrage im Auftrag der Düsseldorfer Agentur Ketchum Pleon Obst und Gemüse gründlicher als zuvor. Von den Befragten, die ihr Verhalten geändert haben, gaben sogar drei Viertel an, rohes Gemüse komplett vom Speiseplan gestrichen zu haben. (dapd)