Guido Westerwelle hinterlässt der FDP ein schweres Erbe. 60 Prozent der Deutschen halten die Liberalen nach jüngsten Umfragen nicht mehr für regierungsfähig – Philipp Rösler wird das Vakuum zu füllen haben.
Die FDP war sich in den Wochen vor Rostock so sehr selbst genug, dass es fast schon unheimlich wurde. Sie war ihr eigener kleiner Kosmos, in der die Außenwelt als lästiger Störenfried empfunden wurde. Nur so ist das sorgfältig inszenierte Schauspiel zu erklären, dass den im Volk mit Abstand am schlechtesten beleumundeten Außenminister seit Beginn der Republik geradezu als Helden der liberalen Arbeit von der Parteibühne abtreten ließ.
Kein wahres Wort über die schnoddrige Marktradikalität, für die Westerwelle stand. Kein Wort über die nervtötende Mehr-Netto-vom-Brutto-Litanei. Kein Wort über die schleichende Miniaturisierung einer FDP, in der sich Anhänger eines offenen Rechtsstaats, in dem Gemeinwohl, Solidarität und soziale Gerechtigkeit nicht als Teufelszeug gelten, zeitweilig wie Heimatvertriebene fühlen mussten. Stattdessen immer wieder „Danke,Guido!“ Welche Tabletten nimmt die FDP?
Mag sein, die Liberalen hatten in Rostock einfach Lust auf Wattebäuschen. Und nicht auf ein konstruktives Tribunal. Das geht in Ordnung, solange man sich der suggestiven Kraft auf Parteitagen beugt. In der Welt da draußen schütteln viele den Kopf über eine FDP, die ihre dominierende Figur erst sturmreif redet, dann Stück für Stück vom Sockel holt, um ihr zum erzwungenen Abgang ein Danke-Guido-Denkmal zu bauen.
60 Prozent der Deutschen halten die Liberalen nicht mehr für regierungsfähig
Westerwelles Weg
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Nur ein kleiner Realitätsschock am Rande: 60 Prozent der Deutschen halten die Liberalen nach jüngsten Umfragen nicht mehr für regierungsfähig. Einen schlimmeren Misstrauensbeweis kann es kaum geben. Eine Momentaufnahme, gewiss. Aber der Wert wird noch steigen. Denn eine Partei, die den schonungslosen Blick in den Rückspiegel scheut, kann nicht auf Zulauf hoffen.
Durch seinen Verzicht, Fehler und Irrtümer, auch persönliche, konkret anzusprechen, hat Guido Westerwelle der neuen Führung der FDP ein vergiftetes Erbe hinterlassen. Sein Nachfolger Philipp Rösler wird das Vakuum zu füllen haben. Was ist gemeint, wenn Westerwelle den Liberalismus der FDP eine „Geisteshaltung“ nennt?
Dazu reicht es nicht, sich eilfertig neue Etiketten („mitfühlend“, „alltagsnah“) aufzukleben. Das Profil der FDP ist in zwei Jahren Regierung so glatt geworden, dass sie nicht lange darauf halten werden.
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