Hamburg. . Bereits seit 2002 wurde eine Studie veröffentlicht, die auf das erhöhte Sturmrisiko neben der A19 hinwies. Das Landesamt für Umwelt hat die Ergebnisse der Studie in den vergangenen Jahren allerdings nicht zu Rate gezogen, meldet der NDR.

Das Risiko von Sandstürmen an der Stelle des Massenunfalls auf der Autobahn 19 südlich von Rostock soll seit Jahren bekannt sein. Wie der Radiosender NDR Info am Donnerstag berichtete, hatte das Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie bereits 2002 eine Studie des Leibniz-Zentrums für Agrarlandschaftforschung (ZALF) veröffentlicht, in der diese Region als besonders winderosionsgefährdet eingestuft wurde.

„Die Standortgefährdung ist sehr hoch“, sagte die Leiterin der Studie, Monika Frielinghaus, dem Sender. Die frühere Präsidentin der Deutschen Bodenkundlichen Gesellschaft begründete die Erosionsgefahr entlang der A 19 bei Rostock mit den dort vorhandenen feinsten Sanden, der ebenen Fläche und dem Fehlen von Windhindernissen wie Hecken.

Das Landesamt bestätigte dem Bericht zufolge die Gültigkeit der Studie. Die Ergebnisse habe die Behörde für das im vergangenen Jahr erstellte Erosionskataster jedoch nicht herangezogen. Stattdessen sei eine andere wissenschaftliche Methode genutzt worden.

Boden darf nicht mehr brach liegen

Das Kataster bewertet laut NDR die Gefahr des Abtragens von Boden durch Wind und Wasser für alle Äcker. Auf gefährdeten Flächen sei etwa Pflügen nur eingeschränkt erlaubt. Missachteten Landwirte die Vorgaben des Katasters, drohe der Verlust von EU-Subventionen. In dem Kataster sei der Acker an der A 19 jedoch nur in der zweitniedrigsten von fünf Kategorien eingestuft. Daraus hätten sich nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums in Schwerin keine Einschränkungen beim Pflügen ergeben.

Frielinghaus bezweifelt daher den Wert des Erosionskatasters. Dies diene der Förderpolitik der EU und nicht dem Bodenschutz, sagte die Wissenschaftlerin. „Das sind zwei vollkommen verschiedene Dinge“, fügte sie hinzu. Das Kataster müsse jetzt aktualisiert werden. Der Boden dürfe an der Unfallstelle im Frühjahr und Herbst nicht mehr brach liegen, sondern müsse bepflanzt werden.

Verheerender Unfall

An dem verheerenden Unfall am vergangenen Freitag zwischen Rostock und Güstrow waren mehr als 80 Pkw und Lkw beteiligt. Ein schwerer Sturm hatte Sand von angrenzenden Feldern auf die Autobahn geweht, der den Fahrern plötzlich die Sicht nahm. Bei dem Zusammenstoß brannten drei Dutzend Fahrzeuge aus, für acht Insassen kam jede Hilfe zu spät. 131 Menschen wurden verletzt. (dapd)