Frankfurt/Berlin. Im Kampf gegen die Inflation hat die Europäische Zentralbank (EZB) erstmals seit Beginn der Finanzkrise die Zinsen erhöht. Sie stiegen um 0,25 Prozentpunkte auf 1,25 Prozent. Für den Verbraucher entstehen nur geringe Auswirkungen.
Im Kampf gegen die Inflation hat die Europäische Zentralbank (EZB) erstmals seit Beginn der Finanzkrise die Zinsen erhöht. Der EZB-Rat hob den Schlüsselzins am Donnerstag um einen viertel Prozentpunkt auf 1,25 Prozent an.
Die Zinswende war von Experten erwartet worden, nachdem EZB-Chef Jean-Claude Trichet eine Erhöhung für April signalisiert hatte. Die EZB hatte den Zielsatz für Zentralbankgeld seit Mai 2009 auf dem Rekordtief von 1,0 Prozent belassen. Details zum Zinsentscheid wird Trichet am Nachmittag (ab 14.30 Uhr) erläutern. An den Märkten wird mit einer Serie von Erhöhungen gerechnet, so dass der Zinssatz Ende 2011 bei 1,75 Prozent liegen dürfte.
Für Bankkunden wird die Erhöhung des Leitzinses nur geringe Auswirkungen haben. Die Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB), den Zinssatz auf 1,25 Prozent anzuheben, sei mehr als „symbolische Erhöhung“ zu verstehen, sagte am Donnerstag Max Herbst von der FHM-Finanzberatung in Frankfurt am Main der Nachrichtenagentur AFP. Es gehe den Währungshütern vor allem darum zu zeigen, dass sie etwas gegen die Inflation in der Euro-Zone tun.
Zinssätze für Kredite werden wahrscheinlich stagnieren
Nach Einschätzung des Verbraucherportals Biallo werden die seit fast zwei Jahren kontinuierlich sinkenden Zinssätze für Ratenkredite nun stagnieren. Außerdem könnten Banken potenziellen Neukunden bald Angebote mit höheren Sparzinsen unterbreiten. Allerdings haben einige Festgeld-Angebote laut Biallo bereits merklich zugelegt, seitdem Anfang März bekannt wurde, dass die Leitzinserhöhung kommt.
Der EZB-Leitzins, zu dem sich die Geschäftsbanken bei den Zentralbanken mit flüssigen Mitteln versorgen, startete mit der Einführung des Euro als Buchgeld am 1. Januar 1999 in einer Höhe von 3,0 Prozent. Bis Oktober 2000 stieg er in mehreren Schritten auf den bisherigen Höchststand von 4,75 Prozent.
In vier Schritten zum historischen Tief
Ab Mai 2001 sank der von der Europäischen Zentralbank (EZB) festgesetzte Hauptrefinanzierungssatz für den Euroraum wieder. Zum Zeitpunkt der Einführung des Euro als Bargeld am 1. Januar 2002 lag der Leitzins bei 3,25 Prozent. Bis Juni 2003 sank er auf den Satz von 2,0 Prozent, wo er zweieinhalb Jahre lang verharrte.
Im Dezember 2005 begann ein neuer Zyklus, der bis auf 4,25 Prozent ab Juli 2008 führte. Die Wirtschaftskrise veranlasste die EZB zu einer schnellen Senkung ab Oktober 2008; einmal - im Dezember 2008 - sogar um den unter Experten als dramatisch eingeschätzten Schritt von 0,75 Prozentpunkten, von 3,25 Prozent auf 2,5 Prozent, binnen nur eines Monats. In vier weiteren Schritten erreichte der Leitzins am 13. Mai 2009 sein bisheriges historisches Tief von 1,0 Prozent. (rtr, dapd, afp)