Essen. . Die Cyber-Mobbing-Seite IShareGossip.com ist in den letzten Tagen in die Kritik geraten. Ein 17-jähriger Berliner wurde verprügelt, nachdem seine Freundin Opfer von virtuellen Beschimpfungen geworden war. Bundesfamilienministerin Schröder erklärte in Berlin, dass die Seite nun verboten wird.

Mobbing findet nicht nur am Arbeitsplatz, in der Schule oder im Sportverein statt, sondern immer häufiger auch im Internet. Die unbekannten Anbieter der Seite IShareGossip.com versuchen, mit anonymen Beschimpfungen Geld zu verdienen. Mit Auswirkungen auf die Realität: In Berlin wurde jetzt ein 17-Jähriger zusammengeschlagen. Er hatte seine Freundin, die auf der Internetseite beleidigt wurde, verteidigen wollen. Jetzt hat die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien die Seite verboten, wie Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) heute in Berlin verkündete.

Cyber-Mobbing ist nicht neu. 2006 erhängte sich im US-Bundesstaat eine 13-Jährige in ihrem Kleiderschrank, nachdem sie im Internet schikaniert worden war. Die Quelle der Beleidigungen, eine rachsüchtige Nachbarin, konnte ausfindig gemacht werden. Bei der Internetplattform IShareGossip.com ist das fast unmöglich. Die Betreiber garantieren, dass die IP-Adressen der Besucher, die einen Beitrag verfasst haben, nicht gespeichert werden: „Niemandem kann nachgewiesen werden, etwas geschrieben zu haben. Auch nicht von der Polizei, das heißt, es gibt keinen dingfesten Beweis“, steht im Blog der Mobbing-Seite.

Gerüchte sind nach Bundesland, Stadt und Schule geordnet

In dem Forum kann jeder anonym einen Beitrag schreiben und Fotos hochladen. Die Ergebnisse sind übersichtlich geordnet, nach Bundesland, Stadt und Schule. Zensiert wird nach Angaben der Betreiber nichts. Ihr Konzept scheint ihnen aber selber nicht mehr so ganz geheuer zu sein, nachdem mehrfach Amokläufe auf der Seite angekündigt wurden: „In letzter Zeit mussten wir mit Erschrecken wahrnehmen, dass diverse Amokdrohungen veröffentlicht wurden. Bitte meldet solche Beiträge/Kommentare an unser Team“, fordern sie die Besucher auf.

Reale Gewalt wird oft im Internet verherrlicht. Foto: NRZ
Reale Gewalt wird oft im Internet verherrlicht. Foto: NRZ © NRZ

Amokläufe sind nicht die einzigen Probleme, mit denen die Anbieter der Mobbing-Seite mittlerweile zu kämpfen haben. Nach Informationen von Spiegel-Online ist das Konzept keineswegs eine Goldgrube. Die bisherigen Werbeeinnahmen belaufen sich auf ungefähr 50 Euro, so das Ergebnis. Zudem tauchen auf IShareGossip immer mehr strafrechtlich verbotene Inhalte auf. Elke Monssen-Engberding, die Vorsitzende der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien, sagte gegenüber Welt-Online: „Auf der Website wimmelt es von frauenfeindlichen und pornografischen Einträgen.“ Ihre Behörde hat sich die Internetseite einmal genauer angesehen. Bis zum heutigen Donnerstag, 24. März, hatten die Betreiber Zeit, sich zu den Vorwürfen zu äußern. Aber das taten sie nicht. Darum wurde die Seite jetzt auf den Index gesetzt.

Anbieter sitzen im Ausland

Das bedeutet, dass IShareGossip.com bald nicht mehr über die gängigen Suchmaschinen auffindbar ist. Abschalten lässt sie sich über den Rechtsweg jedoch nicht. Die Anbieter der Seite können nach Angaben der Bundesprüfstelle nicht weiter durch Aufsichts- oder Bußgeldverfahren belangt werden, da sie die Seite vom Ausland aus betreiben.

Schon vor einiger Zeit hatte sich Bundesjugendministerin Kristina Schröder (CDU) in die Debatte und die Mobbing-Seite eingeschaltet. „Eine Gesellschaft, der der Kinder- und Jugendschutz etwas bedeutet, kann und darf eine solche Entwicklung nicht sang- und klanglos hinnehmen“, sagte sie in einem Interview. Berlins Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) sieht in der Prügelattacke auf den 17-Jährigen eine neue Qualität von Cyber-Mobbing. Er warnte zugleich vor „Schnellschüssen“. Gerade beim Thema Internet sei es nicht einfach, „rechtliche Lösungen zu schaffen, die etwas bringen“. „Da sollte man lieber etwas sorgfältiger die Folgen bedenken.“

Reales Gespräch sollte virtuelles Mobbing beenden

Die direkten Folgen vom Mobbing auf IShareGossip.com hat ein 17-jährige Berliner am eigenen Leib erfahren. Er hatte seiner 18-jährigen Freundin helfen wollen, die auf dem Internetportal von Mitschülern aufs Übelste beschimpft worden war. Ein reales Gespräch sollte das virtuelle Mobbing beenden. Schließlich wurde der 17-Jährige von 20 Jugendlichen auf offener Straße zusammengeschlagen. Er musste mit einem Schädelhirntrauma ins Krankenhaus eingeliefert werden, das er aber bereits wieder verlassen durfte.