Essen. Nicht nur Unternehmen, sondern auch Privatkunden leiden unter dem Verhalten der Banken, wenn es um die Verzinsung von Krediten geht. Die Banken jedenfalls machen ein gutes Geschäft. Verbraucher sollte daher intensiver als bislang die Angebote der Konkurrenz unter die Lupe nehmen.
442 Milliarden Euro hat die Europäische Zentralbank (EZB) unlängst in den Bankenmarkt gepumpt. Die Kreditinstitute sollen das billige Zentralbank-Geld günstig an Unternehmen und Verbraucher weitergeben.
So hat die EZB den Leitzins im Euroraum zwischen Oktober und Anfang Mai von 4,25 auf nur noch ein Prozent gesenkt. Aber während die Einlagezinsen etwa für Tagesgeldkonten oder für Festgeld in dieser Zeit nach unten zeigen, herrscht bei Ratenkrediten oder beim Dispo für das Girokonto weitgehend Stillstand.
Zwar gibt es bei Tagesgeld nach Angaben von Max Herbst von der Frankfurter Finanzberatung FMH immer noch Anbieter die mehr als drei Prozent zahlen. Aber dies dient Werbezwecken und die Offerten sind meist zeitlich begrenzt. Im Schnitt ist der Tagesgeld-Satz längst unter die Marke von zwei Prozent gerutscht und steht im Schnitt bei 1,5 Prozent, wie Herbst sagt. Mit weiterer Tendenz nach unten. „Warum auch sollten die Banken Verbrauchern mehr zahlen als der EZB, oder als sie mittlerweile an andere Banken überweisen müssen, wenn sie sich dort Geld leihen.” Der Zins für Geschäfte zwischen Banken liegt auch nur noch bei 1,2 Prozent.
Bei den Kreditzinsen dagegen tut sich fast nichts. Der Dispo ist nach Berechnungen der Bundesbank von Oktober bis April um rund einen Punkt auf im Schnitt knapp elf Prozent geschrumpft, Ratenkredite mit Laufzeiten von drei Jahren kosten aktuell etwa 8,3 Prozent. Baugeld ist da fast schon billig bei Zinssätzen von knapp vier Prozent für fünf und rund 4,5 Prozent für zehn Jahre. Seit März ist das Baugeld aber schon wieder um 0,3 Prozentpunkte teuerer geworden. Es drohen weitere Erhöhungen. Der Grund sind nach Angaben von Experten die zunehmenden Inflationsgefahren, die auch durch die Rekord-Geldspritze der EZB befördert werden.
Kunden zahlen für Sanierung
Die Banken jedenfalls machen ein gutes Geschäft. Die Kunden zahlen einen erklecklichen Anteil für die Sanierung der teils maroden Bilanzen, für die sie zum Teil ohnehin schon zur Kasse gebeten werden: Als Steuerzahler über milliardenschwere Staatsgarantien und Staatshilfen für die Geldinstitute. Herbst macht eine einfache Rechnung: „Für ein Prozent beschaffen sich die Institute das Geld, ein Prozent packen sie in die Risikovorsorge und mindestens zwei Prozent stecken sie in die eigene Tasche.” Schaut man auf den Dispo, liegt die Spanne sogar bei zehn Prozent und mehr.
Genau deshalb sind Deutsche Bank, Commerzbank, aber auch Sparkassen und Volksbanken darauf erpicht, noch mehr Privatkunden zu gewinnen. Die sind nämlich zu träge, sich bei Einlagen oder auch bei Krediten den besten Anbieter zu suchen. „Vor allem bei Krediten fühlen sich die Kunden immer noch als Bittsteller, statt als Nachfrager.” Herbst fordert die Verbraucher auf, sich intensiver als bislang um die Angebote der Konkurrenz zu kümmern.
Der Job der Manager
Wirklich neu ist das Verhalten der Banken jedoch nicht. Immer schon gab der Einlagezins bei Zinssenkungen schnell nach, Kreditzinsen wurden meist nur leicht verändert. Umgekehrt haben die Institute bei einer Anhebung der Leitzinsen die Einlagezinsen nur langsam, dafür aber die Kreditzinsen schnell erhöht. Sie leben schließlich von der Spanne zwischen Einlage- und Kreditzins. Dass die Manager versuchen, so viel wie möglich herauszuholen, ist ihr Job. Dies verlangen indirekt auch die Verbraucher, die über die vermeintliche Abzocke klagen. Zumindes, wenn sie Aktionäre einer Privatbank oder Volksbank-Mitglied sind.
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