Tokio. . Eigentlich wollte Sebastian Nowak abends ins Jazz-Konzert. Doch dann kam das Erdbeben. Der Düsseldorfer erlebte das schlimme Erdbeben in Tokio und erzählt von der schwierigen Lage in der japanischen Hauptstadt.

Diesen Tag hatte sich Sebastian Nowak anders vorgestellt. Der Düsseldorfer, der als Projekt-Ingenieur beim Tüv Rheinland Japan in Yokohama arbeitet und in Tokio lebt, hatte am Tag des Mega-Bebens Geburtstag: 36 Jahre alt ist er geworden. „Abends hatten meine Frau und ich Karten für ein Jazz-Konzert, am Samstag Abend wollten wir mit Freunden in einem Restaurant feiern“, erzählte er im Telefon-Interview mit der NRZ. Doch statt das Konzert zu genießen, nahm er eine fünfstündige Irrfahrt auf sich, um nach Hause zu kommen.

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    „Normalerweise brauche ich von Yokohama nach Tokio nur eine Stunde mit dem Zug“, so Nowak. Freitag war er fünf Stunden unterwegs: Mit mehreren Bussen und per Taxi durch unendliche lange Staus, kilometerweit musste er auch laufen. „Dabei hatte ich noch Glück“, so Nowak. Freunde, Bekannte und Arbeitskollegen erreichten teilweise erst am nächsten Vormittag ihre Wohnungen. Sein Problem: Durch den Ausfall des Handy-Netzes hatte er stundenlang nur sporadisch per Email Kontakt zu seiner japanischen Frau Shizuka: Erst spät abends konnten sich die Eheleute wohlbehalten und unverletzt in die Arme schließen.

    Erst beim zweiten Beben wurde die Arbeit eingestellt

    Das Mega-Beben erelebte Nowak am Freitag Nachmittag in seinem Büro in der 3. Etage eines Bürogebäudes in Yokohama. Da Beben in Japan häufig vorkommen, gab es keine Panik: „Wir schauten uns erst alle um, wie stark es wackelt.“ Als es dann stärker wurde, verließ er mit seinen Arbeitskollegen geordnet das Haus. Nach zehn, 15 Minuten ging’s wieder zurück an den Arbeitsplatz. Als dann ein zweites starkes Beben einsetzte, konnten die Mitarbeiter des TÜV ihre Arbeit abbrechen und nach Hause gehen.

    „Auch in der Nacht zu Samstag gab es mehrere Beben“, sagte Sebastian Nowak. Für ihn sei es schon erschreckend, welche Auswirkungen die Erdstöße selbst in Tokio gehabt haben, das etwa 250 Kilometer entfernten vom eigentlichen Erdbebengebiet liegt. Zwar habe es in der Hauptstadt kaum Beschädigungen an den Gebäuden und Straßen gegeben und nur sehr wenig Tote und Verletzte: „Aber es ist schon erschreckend, wenn man sieht wie selbst Hochhäuser stark schwanken.“ Gleichzeitig sei jedoch beruhigend, dass die erdbebensicher gebauten Häuser diesen kräftigen Naturgewalten stand halten.

    Supermarkt-Regale sind leer

    Sorgen machen sich Sebastian Nowak und seine Frau in diesem Moment über die Lage im Atomkraftwerk Fukushima. Den ganzen Tag über verfolgt er die Sondersendungen im japanischen Fernsehen und per Internet in internationalen Zeitungen. „Wir haben uns sicherheitshalber im Supermarkt mit Vorräten eingedeckt“, berichtet Nowak, der in Düsseldorf geboren und aufgewachsen ist und an der Heinrich-Heine-Uni Japanisch studierte. Wie Nowaks haben es viele Tokioter getan: „Die Regale in den meisten Supermärkte sind inzwischen leergekauft.“

    An eine Abreise aus Tokio oder gar eine Rückkehr nach Deutschland denken Nowaks derzeit nicht: Allerdings haben sie ihren Notfall-Rucksack, der wegen der ständigen Erdbebengefahr sowieso immer griffbereit an der Wohnungstür steht, noch einmal um einige Sachen aufgestockt.