Dortmund. . Wenn Pur in Dortmund auftritt, ist die Halle ausverkauft. Das war immer so und das ist auch dieses Mal wieder so. 30 Jahre gibt es die Soft-Pop-Band und sie sorgt noch immer für hochemotionale Momente bei ihren Fans.

Wer die Dreißig voll macht, haut für gewöhnlich mächtig auf den Putz. Nur was tun, wenn allein die Familie größer ist als jeder Partykeller der Nation? Dann besinnt man sich auf den harten Kern, seine Liebsten. Und verwöhnt sie im eigenen, gemütlichen Wohnzimmer. Das der Bietigheimer Pop-Gruppe Pur stand am Wochenende im Revier. Zwei Mal in Dortmund, ein Mal in Essen – drei Mal ausverkauft.

Anders als üblich, brachten die Jubilare die Geschenke selbst mit. 27 Lieder inklusive sieben Zugaben, diesmal ohne Synthesizer und E-Gitarre, aber mit Stühlen im Innenraum. Der Disco-Fox hatte aus Platzgründen Pause. Die Akustik-Tour zum Bühnenjubiläum soll schließlich gemütlich sein.

18 Auftritte in Dortmund, 18 mal ausverkauft

Was haben sich Musikkritiker in den letzten drei Jahrzehnten an dieser Band abgearbeitet. Haben versucht, ihr Erfolgsgeheimnis zu entschlüsseln. Allein in der Westfalenhalle trat die Band 18 Mal auf. 18 Mal war sie ausverkauft – dafür gab es von den Hallenbetreibern eine Auszeichnung.

Es ist die Mischung aus Weltschmerz und Aufbruchstimmung, aus tiefgründigen Texten und stimmungsvollen Ohrwürmern. Die tiefe Sehnsucht nach Entschleunigung („Ruhe“, „Der Mann am Fenster“), Werten („Ein Herz für Kinder“, „Freunde“) und guter Laune („Funkelperlenaugen“, „Graues Haar“, „Lena“), die Pur auch an diesem Abend mustergültig befriedigt. Seelenglück der Marke Pur eben. Und das Generationenübergreifend. Sechsjährige trällern lauthals mit, wenn Pur ihre Hits „Indianer“ oder „Abenteuerland“ anstimmen. Ehepaare schauen sich tief bei romantischen Liedern wie „Ein geschenkter Tag“ tief in die Augen.

30 Jahre Weltgeschichte auf der Videoleinwand

Nur ein paar Plätze weiter bekommen Senioren bei der neuen Ballade „Trick“ feuchte Augen. Zwischendurch stimmen 9000 Kehlen ohne Chormeister Hartmut Engler an: „Oh, wie ist das schön!“ Kirchentags-Atmosphäre.

Der emotionale Höhepunkt fand jedoch ohne Pur statt. Als die einstige Schülerband hinter der Bühne durchatmet, ziehen auf der Videoleinwand 30 Jahre Weltgeschichte im Zeitraffer vorbei. Mauerfall, Fußball-WM ´90, Tsunami. Stets unterbrochen von Einspielern der Band, Fotos alter Tage und Ausschnitte großer Auftritten. Wie etwa Pur auf Schalke, damals mit über 100000 Fans an zwei Tagen. Frenetischer Jubel brandet auf. Pur verbindet sie offensichtlich alle. Selbst Schalker und Dortmunder.