Gelsenkirchen. .

Die Gruppe Pur bot in Gelsenkirchen Stadionrock vom Feinsten. 50.000 Zuschauer sangen jede Silbe der großen Hits mit. Gäste wie Opus und Roger Hodgison von Supertramp begeisterten die Besucher.

„Hartmut - mach fettich!“ als Pur quer durchs Publikum gen Bühne schreiten, ist die Stimmung schon mächtig auf geheizt, dass manch einer die letzten Sekunden bis zum ersten Ton kaum erwarten kann. Fanfare, Tusch, Donnerknall und der Vorhang fällt - was in den nächsten fast drei Stunden folgt, ist Stadionrock vom feinsten. Die Bühne in der Mitte der Veltins Arena ist zwar nicht gerade großzügig dimensioniert und auch die Anordnung der Band im Rund um Hartmut Englers Podest erinnert auch eher an einen Club denn den großen Zirkus.

Aber darum geht es auch gar nicht. Pur haben in den letzten 30 Jahren ihrer Karriere genügend Hits angesammelt, die die rund 50.000 Zuschauer sowieso in und auswendig können. Folglich wird jeder Ton artig mitgeklatscht, jede Silbe lautstark mitgesungen. Und auch der erklärte Pur-Hasser, der nach eigenen Angaben „nur wegen seiner schlechteren Hälfte“ im Sodom-Shirt auf der Tribune sitzt, ertappt sich dabei, dass das „Frau Schneider erkennt mich heute nicht“ doch ganz flüssig und vor allem von selbst über die eigenen Lippen kommt.

“Oh - wie ist das schön“

Ansonsten machen Pur natürlich alles richtig, obwohl sich an sich auch nichts falsch machen können. „Immer, wenn sie diesen Tango hört“ und Abenteuerland direkt an Startplatz vier und fünf - wir sich leisten kann, solche Erfolge direkt am Anfang zu verbraten, muss sich um die Stimmung im Laufe des Abends keine Sorgen zu machen.

Aber immerhin läuft der Abend ja noch unter dem Motto „Pur and Friends“ und so holen Engler nach und nach etliche Gäste ins Rampenlicht, die natürlich ebenfalls vorbehaltlos abgefeiert werden. „Life is Life“ von Opus funktioniert ja sowieso nicht erst, seitdem es auf jedem Party-Sampler hemmungslos wieder veröffentlicht wird. Von wegen „na na, na na na“. Passt schon. Da kann man im Innenraum auch schon mal das Tanzbein schwingen und mit der alten Jugendliebe eng umschlungen die Hüften Kreisen lassen.

“Oh - wie ist das schön“, schallt es daraufhin aus dem rund gen Bühne, was Hartmut Engler nach ein paar schüchternen blicken ins Rund zu einer schaurig-schönen Improvisation irgendwo zwischen Soul-Diva und Martinshorn veranlasst. Aber sei es drum. Falsch machen kann die Band ja bekanntlich an diesem Abend ja nicht.

„Highway To Hell“ vom Senioren-Chor

Wer war sonst noch da? Roger Hodgison von Supertramp bringt unter anderem „Dreamer“ zu Gehör. Das bringt einer exstatisch tanzenden Mutter auf Tribüne skeptische Blicke von der Tochter ein, die wohl nicht so recht nachvollziehen kann, weshalb Mutti auf diesen Langhaarigen mit der Fistelstimme derart steil geht. „Das war vor deiner Zeit“, gibt’s später die Erklärung. „Dabei habe ich Papa kennengelernt.“

Den lautesten Applaus bekommt allerdings der Senioren-Chor aus der televisionären Doku-Soap. Der sorgt nämlich nicht nur den Background-Gesang beim „Tango“ und im Abenteuerland, sondern übernimmt noch gleich zu „Highway To Hell“ (ja, genau dem von AC/DC) Englers Mikro.

Und damit war dann auch der eingangs erwähnte Metal-Fan zumindest in den Augen seiner Lebensabschnittsgefährtin zufrieden gestellt. „Ich hab’s dir doch gesagt: Bei Pur ist für jeden was dabei.“