Essen. Nach dem Vorschlag des Arnsberger Regierungspräsidenten, einige Autobahnabschnitte im Revier mit zusätzlichen Tempolimits zu belegen, formiert sich Widerstand. Der ADAC kritisiert die Begrenzungen und auch Dortmund könnte Probleme machen.

Der ADAC ist gegen ein zusätzliches Tempolimit von 100 bis 130 Kilometer pro Stunde im Revier. Die Bezirksregierung Arnsberg hatte diese Begrenzung für bestimmte Autobahn-Abschnitte vorgeschlagen, um Anwohner vor Lärm zu schützen.

„Auf den meisten Autobahnen im Ruhrgebiet limitieren allein schon die Anzahl der Autos und der Baustellen das Tempo“, so ADAC-Sprecher Peter Meintz. Der Hauptlärm komme ohnehin von den Lkw. „Da spielt es keine Rolle für den Lärm- oder Umweltschutz, ob Pkw 100 oder 120 km/h fahren“, so Meintz. Allein Schallschutzwände könnten das Verkehrsrauschen wirksam reduzieren.

Auf 88 Kilometern der A42, A44 und A45 sollen laut dem Arnsberger Regierungspräsidenten Gerd Bollermann (SPD) zusätzliche Tempolimits eingeführt werden. Auf der A42 zwischen Herne-Baukau und Castrop-Rauxel-Ost könnten Pkw auf 120 km/h runtergebremst werden. Freie Fahrt hätten sie auf der A42 dann ab Gelsenkirchen-Bismarck in Richtung Westen.

Der Arnsberger Regierungspräsident Gerd Bollermann hat Vorschläge für weitere Tempolimits auf Ruhrgebietsautobahnen erarbeitet.
Der Arnsberger Regierungspräsident Gerd Bollermann hat Vorschläge für weitere Tempolimits auf Ruhrgebietsautobahnen erarbeitet. © WAZ FotoPool | WAZ FotoPool





Wenn auf der A44 zwischen dem Autobahnkreuz Dortmund-Witten und Bochum-Witten nach Bollermanns Plänen „Tempo 120“ eingeführt wird, wäre in der Gegend nur noch ein Teilstück der A43 von Witten-Heven bis Sprockhövel Tempolimit frei. Auf der A45 soll bei dem bis zu dreijährigen Feldversuch die Höchstgeschwindigkeit zwischen Dortmund-Nordwest und dem Westhofener Kreuz auf bis zu 100 km/h gedrosselt werden.

Freie Fahrt nur auf der A2

Wirklich Gas geben könnten die Autofahrer im Ruhrgebiet dann nur noch auf der A2. Bis auf kurze Ausnahmen bei Henrichenburg und Gelsenkirchen-Buer bietet sie weiterhin freie Fahrt – zumindest, wenn es keinen Stau gibt.

Anfang des Jahres hatten bereits die Umweltdezernenten von 13 Ruhrgebietsstädten ein allgemeines Tempolimit von 100 km/h im Revier gefordert. Das NRW-Umweltministerium plant nun auf mehreren Strecken testweise „Tempo 100“ einzuführen, um die Auswirkungen auf Lärm-, Unfall- und Klimaschutz zu überprüfen. Die Streckenabschnitte und der Zeitplan stehen nach Angaben eines Ministeriumssprechers noch nicht fest.

Grundsätzlich seien Tempolimits geeignet, die Sicherheit auf den Autobahnen zu erhöhen und den Lärm zu reduzieren, so der Parlamentarische Staatssekretär Verkehrsministerium NRW Horst Becker.

Manuelle Geschwindigkeitsreglung besser

Der ADAC sieht das anders: „Viel besser als starre Begrenzungen der Geschwindigkeit sind Verkehrsbeeinflussungsanlagen, wie es sie zum Beispiel auf der A40 gibt“, so Meintz. Sie könnten flexibler auf die Verkehrslage reagieren und so dazu beitragen, Staus und Unfälle zu vermeiden.

Oliver Wittke, Vorsitzender der Ruhr-CDU und General­sekretär des Landesverbands, sieht für das Ruhrgebiet viel dringlichere Projekte, als die Einführung eines Tempolimits: „Wir stehen vor dem Verkehrskollaps“, sagt er. „Deshalb sind der Ausbau der A52 und A445 sowie der B1-Tunnel in Dortmund viel zielführender, um der steigenden Verkehrsbelastung Herr zu werden.“

Die Arnsberger Bezirksregierung rechnet für ihren Vorstoß bis Mai mit einer Entscheidung aus Düsseldorf. Bis dahin allerdings könnte Bollermanns Vorstoß aus seiner Heimatstadt Dortmund torpediert werden. Dort gilt aus Lärmschutzgründen seit dem 1. September 2009 ein Nachtfahrverbot für Lkw auf der B1. In Kürze debattieren Bezirksvertretungen und der Rat über einen Antrag, den Lkw-Verkehr – mit Ausnahme der Anlieger – von der B1 zu verbannen. Sollte der Transitverkehr durch Dortmund ganztägig verboten werden, suchen sich die Lkw-Fahrer Ausweichstrecken – unter anderem über die Strecken, auf denen Bollermann mehr Lärmschutz erreichen will.