Berlin. . Hunderte Menschen haben sich bundesweit an Sympathiekundgebungen für den zurückgetretenen Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg beteiligt. Aber auch Kritiker gingen auf die Straße. In Bremen, Hannover und Leipzig fielen geplante Kundgebungen mangels Interesse aus.
Hunderte Menschen haben sich am Samstag (5.3.) bundesweit an Sympathiekundgebungen für den zurückgetretenen Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg beteiligt.
Allein im Heimatort des CSU-Politikers, im oberfränkischen Guttenberg, folgten nach Veranstalterangaben rund 2.000 Fans einem Aufruf im Internet-Netzwerk Facebook und demonstrierten für ein Comeback des 39-Jährigen. Aber auch Kritiker gingen auf die Straße. Die Union stritt derweil über den Umgang mit ihrem ehemaligen Shootingstar.
Guttenbergs Vater kritisiert „Häme und Selbstgerechtigkeit“
In Guttenberg protestierten die Demonstranten mit Plakaten wie „Neid muss man sich erarbeiten“ und „Gutti war zu gut für Euch“ gegen den Rücktritt. Der Veranstalter war die Junge Union (JU) Kulmbach. Guttenbergs Vater, Enoch zu Guttenberg, kritisierte die „Häme und Selbstgerechtigkeit“, mit der über seinen Sohn hergezogen worden sei. Dies habe er seit 1945 so nicht mehr erlebt, betonte er. Der CSU-Lokalpolitiker Gerhard Schneider sprach von einer „Hexenjagd“.
Guttenberg hatte am Dienstag seinen Rücktritt erklärt, weil er Teile seiner Dissertation aus anderen Quellen abgeschrieben hatte, ohne dies kenntlich zu machen. Die Universität Bayreuth hat ihm seinen Doktortitel deswegen aberkannt.
Vergleich mit König Ludwig
Jeweils 300 Guttenberg-Anhänger gingen auch in München und in Rosenheim unter dem Motto „Karl-Theodor zu Guttenberg soll bleiben“ auf die Straße. „KT wir glauben an Dich“ oder „Ein Guttenberg tritt nicht zurück, er nimmt nur eine Auszeit“, hieß es auf den Plakaten. Zahlreiche Redner riefen zu Guttenberg zum „Helden“ aus oder kritisierten eine „linke Medienhetze“ in der Plagiatsaffäre. Ein Demonstrant hielt gar ein Schild mit einem Bild des jungen König Ludwigs nach oben, versehen mit den Worten „please come back“.
Ein Guttenberg-Kritiker mit dem Schild „Lügner, Betrüger, Fälscher - uns total egal“ wurde von den Demonstranten abgedrängt, ähnlich wie ein anderer, der sich mit einer ironischen Ansprache über „Guttis“, einem bayerischen Ausdruck für Süßigkeiten, zwischen die Redner geschmuggelt hatte.
In Berlin versammelten sich zunächst einige Dutzend Guttenberg-Fans und -Gegner am Brandenburger Tor. Auf satirischen Transparenten hieß es unter anderem „KTG - der Erlöser“, „Guttenberg muss Kaiser werden“ oder „Wir sind dein Volk“. In Hamburg protestierten rund 150 Anhänger des Ex-Ministers, in Frankfurt am Main etwa 80, in Köln knapp 50. In Bremen, Hannover und Leipzig fielen geplante Kundgebungen mangels Interesse aus.
Streit in der Union
In der Union gab es derweil erneut Kritik an der Haltung von Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) in der Plagiatsaffäre. Der Chef der Jungen Gruppe von CDU- und CSU-Abgeordneten, Marco Wanderwitz, warf Lammert laut „Bild“-Zeitung in einem Brief vor, Guttenberg „in seinen schwersten Stunden“ nicht unterstützt zu haben. Der Parlamentspräsident soll vor SPD-Abgeordneten gesagt haben, die Affäre und ihre Begleitumstände seien „ein Sargnagel für das Vertrauen in unsere Demokratie“. Der CDU-Abgeordnete Wanderwitz schrieb Lammert: „Es kann und darf nicht unser Verständnis von Miteinander in der Union sein, so gegen Mitglieder der eigenen Fraktion zu schießen. Ich bitte Sie, sich von derartigen Aussagen über Karl-Theodor zu Guttenberg zu distanzieren oder sich, so diese gefallen sind, dafür zu entschuldigen!“
Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Wolfgang Böhmer (CDU) betonte dagegen: „Die Solidarität zwischen Schwesterparteien kann nicht über gravierende Vorgänge hinwegsehen.“ Zur Forderung von CSU-Chef Horst Seehofer nach einem Krisengespräch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte der Ministerpräsident, er wisse gar nicht, worin die Krise bestehe. Er rechne zudem mit einem juristischen Nachspiel für Guttenberg. „Wenn alle Vorwürfe zutreffen, die die Universität Bayreuth bislang geäußert hat, dann wird Herr zu Guttenberg noch Konsequenzen zu tragen haben“, sagte er dem „Hamburger Abendblatt“. (dapd)