Berlin . . Männer sind anders, Frauen auch. Die Frage nach Geschlechterklischees wird in der Quotendebatte derzeit heiß diskutiert. Die Allensbach-Studie „Typisch Frau, typisch Mann“ macht deutlich: Vor allem junge Leute denken nach wie vor in Schubladen.
Die aktuelle Allensbach-Studie „Typisch Frau, typisch Mann? Kommunikationsstile zwischen Klischee und Wirklichkeit“ zeigt: Die Lebenswelten von Männern und Frauen haben sich zwar angeglichen, trotzdem dominieren Klischees unser Geschlechterdenken. Teilweise zu recht.
Die akademische Aufholjagd der Frauen ist abgeschlossen. Schon seit 2007 stellen Frauen die Hälfte der Hochschul- bzw. Fachhochschulabsolventen. Die Frauenerwerbsquote liegt mittlerweile bei knapp 70 Prozent. Trotzdem mangelt es an weiblichen Führungskräften. Das Stichwort „Frauenquote“ geistert durch Politik und Medien. „Das Problem in Westdeutschland ist, dass die Berufstätigkeit von Müttern stigmatisiert wird. Wir brauchen eher eine kulturelle Revolution in den Köpfen, als dass wir Quoten brauchen“, findet Prof. Dr. Renate Köcher vom Institut für Demoskopie Allensbach.
Es bleibt dabei: Emotionale Frau, dominanter Mann
Fest steht, dass die Deutschen eine klare Vorstellung vom typischen Mann und der typischen Frau haben. Frauen sind emotionaler und offener, Männer sachlich und dominant, so die Meinung der Befragten zum jeweiligen Kommunikationsstil. Dementsprechend glaubt auch nahezu die Hälfte der Arbeitnehmer, dass sich männliche und weibliche Vorgesetzte unterschiedlich verhalten. Frauen in der Chefetage sollen einfühlsamer, sensibler und verständnisvoller sein – ein Klischee, das die persönlichen Erfahrungen der Befragten nicht bestätigen.
Trotz Angleichung der Bildungswege und Berufsorientierung hat sich am Interessenspektrum von Männern und Frauen im 15-Jahres Vergleich überhaupt nichts geändert. Männer stehen nach wie vor auf Technik, Sport, Wirtschaft und Politik. Frauen beschäftigen sich lieber mit Menschen, Büchern, Mode und Medizin. Besonders ausgeprägt sind die geschlechtsspezifischen Unterschiede hier bei der jungen Generation. Während junge Frauen kommunikativer und aufgeschlossener sind als jemals zuvor, verringern sich bei den unter 30-jährigen Männern das Themenspektrum und die Motivation zum Austausch.
Besonders die Jungen denken weiter in Schubladen
Das mangelnde Interesse an vielen Themen ist laut Prof. Köcher eine direkte Folge der starken Internetnutzung technikbegeisterter Männer. „Wenn ich von vorneherein nur das ‘raussuche, was mich interessiert, werde ich nicht mit neuen Themen konfrontiert“, so Köcher. Frauen besäßen im Gegensatz dazu von klein auf eine hohe Affinität zu Printprodukten wie Büchern und Zeitschriften. Bei ihnen wachse durch die Zeitungslektüre das Interesse an vielfältigen Themenbereichen.
Die Allensbach-Studie im Auftrag von Jacobs Krönung zeigt deutlich: Von den gängigen Klischees werden wir uns so schnell nicht verabschieden können. Besonders die junge Generation identifiziert sich und ihre Umwelt offenbar als typisch männlich oder typisch weiblich. Doch es gibt Grund zur Hoffnung: Auch wenn das Männerthema Nummer eins Sport ist und Frauen gerne über Gefühle reden – eine solide Basis gemeinsamer Themen konnte die Studie ebenfalls ausmachen.