Frauke Vogler (45) arbeitet als Aufsichtsrätin der Solar-Firma Q-Cells in Bitterfeld. Ein Gespräch über Frauen in Chefetagen und den Sinn einer Frauenquote
Sie sind eine von wenigen Frauen in Führungspositionen in der Wirtschaft. Wie haben Sie es dorthin geschafft?
Vogler: Ich habe die Berufung meinem beruflichen Netzwerk zu verdanken. Weil ich als Anwältin und Steuerberaterin schon früher Mandanten aus der Solarindustrie betreute, brachte ich Branchenkenntnisse und Fachkompetenz für den Prüfungsausschuss des Aufsichtsrates mit. Deshalb wurde ich gefragt.
Können sich Frauen auf so ausgeprägte Netzwerke stützen wie Männer?
Organisierte Netzwerke berufstätiger Frauen existieren nur wenige. Eines davon ist Soroptimist International. Die eigenen Verbindungen müssen Frauen meistens selbst aufbauen. Kontakte zu pflegen gehört ja zu den besonderen weiblichen Sozialkompetenzen. Diese Fähigkeit sollten sie auch im beruflichen Interesse zielgerichtet nutzen.
Welches sind die wesentlichen politischen Gründe für Karrierebrüche von Frauen?
Dass das öffentliche Betreuungsangebot für Kinder qualitativ und zeitlich oft nicht ausreicht, ist ein ganz wesentliches Problem.
Frauen werden im Schnitt um 23 Prozent schlechter bezahlt als Männer in ähnlichen Tätigkeiten. Was ist der Hebel, um die Bezahlung anzugleichen?
Frauen sind gefordert, mehr zu fordern. Sie sollten recherchieren, was Männer auf einer entsprechenden Position verdienen und dasselbe Gehalt verlangen. Von falscher Bescheidenheit kann ich nur abraten. Damit gibt man Geringschätzung für die eigene Leistung zu Protokoll. Gerade Frauen müssen auf ihre finanziellen Interessen achten und nicht die üblichen Einstellungspakete akzeptieren, die vermeintliche Zugeständnisse wie beispielsweise Teilzeit-Tätigkeiten enthalten.
Raten Sie Frauen, mehr zu arbeiten?
Für die eigene Karriere ist es wichtig, nach der Elternzeit so schnell wie möglich so viel wie möglich zu arbeiten. Das kann ein Teilzeit-Arbeitsplatz sein – aber eher einer mit 30 als mit 20 Stunden pro Woche. Sonst funktioniert der berufliche Aufstieg nicht.
Verhindern Männer in Unternehmen das Fortkommen der Frauen?
Männer behindern Frauen, weil sie sich etwa männliche Nachfolger suchen. Dieser Auswahlprozess erfolgt oft nicht absichtsvoll, sondern intuitiv. Junge Männer werden bevorzugt und junge Frauen im selben Team erscheinen oft gar nicht als geeignete Kandidatinnen.
Wäre eine gesetzliche Frauenquote in Beruf und Führungspositionen eine richtige politische Maßnahme?
Ja. Die Quote ist nicht elegant, aber das einzige wirksame Mittel. Wenn später die Zahl der Frauen in Führungspositionen groß genug ist, kann man die Quote wieder abschaffen.