Königswinter. Die neunjährige Anna ist tot, umgekommen in einer Pflegefamilie. Trägt das Jugendamt Königswinter eine Mitschuld? Die Staatsanwaltschaft sicherte nun Akten bei der Stadt – Vertuschungsverdacht.
Im Zusammenhang mit dem Tod des neunjährigen Pflegekindes Anna hat die Bonner Staatsanwaltschaft am Mittwoch Büros der Stadtverwaltung in Königswinter durchsucht. Ziel sei die Sichtung und Sicherstellung aller im Fall Anna existierenden Akten und Datenträger, teilte eine Sprecherin der Stadt mit.
Anna war im Juli 2008 vom Jugendamt der Stadt Königswinter bei Pflegeeltern in Bad Honnef bei Bonn untergebracht worden. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass das Kind dort spätestens seit August 2009 schwer misshandelt wurde. Am 22. Juli vergangenen Jahres soll das Kind in der Badewanne der Pflegeeltern unter Wasser gedrückt worden und später in einer Klinik gestorben sein. Die Pflegeeltern stehen deshalb derzeit vor dem Bonner Landgericht.
Der Bürgermeister von Königswinter, Peter Wirtz (CDU), hatte eingeräumt, dass die für den Fall Anna zuständige Sachgebietsleiterin Aktenteile vernichtet hatte, bevor diese an die Ermittlungsbehörden übergeben wurden. Nach Annas Tod hatte die Staatsanwaltschaft auch ein Ermittlungsverfahren gegen das Jugendamt Königswinter eingeleitet.
Der Bürgermeister soll darum auch als Zeuge geladen werden. Wie das Bonner Schwurgericht am Montag bekannt gab, wurde eine Aussagegenehmigung für Bürgermeister Wirtz beim zuständigen Landrat des Rhein-Sieg-Kreises beantragt. Wirtz seinerseits soll dem Königswinterer Sozialdezernenten Holger Jung die Aussage vor Gericht genehmigen.
Bereits als Zeugen geladen hat das Gericht den damaligen Chef des Königswinterer Jugendamts. Dieser ist derzeit allerdings auf eigenen Wunsch nicht mehr in der Behörde tätig, sondern arbeitet bis auf weiteres in der zentralen Verwaltung der Stadt Königswinter. (dapd)