Aus dem „Fall Guttenberg“ wird ein tiefer Sturz. Tag um Tag tauchen neue, unangenehme De­tails aus seiner geschummelten Doktorarbeit auf. Plötzlich steht der populäre Freiherr wie ein Lügenbaron da. Seinen womöglich erschwindelten Titel will er ruhen lassen. Doch damit ist die Affäre nicht beendet. Es ist schwer erträglich, dass ausgerechnet an einem traurigen Tag für die Bundeswehr, an dem im Afghanistankrieg wieder Opfer zu beklagen waren, der politische Befehlshaber der Truppe lediglich als Selbstverteidigungsminister agieren kann.

Freiherr zu Guttenberg nimmt es mit der Wahrheit nicht so genau. Anders kann man sich die aus Tageszeitungen und Büchern abgekupferten Texte in seiner Dissertation nicht erklären. Damit ist die Glaubwürdigkeit des beliebten Bundesministers tief erschüttert. Wenn er schon bei der wissenschaftlichen Arbeit schludert, warum nicht auch im Amt?

Miserables Krisenmanagement

Guttenbergs zackigen Entscheidungen, zum Beispiel den verheerenden Angriff in Kundus zunächst für „angemessen“ und kurz darauf für „völlig unangemessen“ zu erklären oder den Gorch-Fock-Kommandanten per Interview in der „Bild“ zu feuern, wirken wie die folgerichtige Fortsetzung seiner schlampigen Promotion. In dieses Bild passt der grandios vergeigte Versuch einer Entschuldigung. Während in der Bundespressekonferenz die deutsche Öffentlichkeit auf eine Erklärung des Ministers wartete, sprach der zu handverlesenen Journalisten. Fragen waren nicht erlaubt. Herr Verteidigungsminister, das war Feigheit vor dem Feind!

Überrascht hat das miserable Krisenmanagement nicht. Längst gibt es einen vom Verteidigungsminister selbst inszenierten, völlig kritikfreien „KT-Kult“, der von einigen dienstbaren Medien eilfertig zelebriert wird. Seit Monaten lässt sich der schnell emporgekommene CSU-Freiherr nebst Frau Gemahlsgattin von Hofberichterstattern zum Polit-Popstar stilisieren. Aber im Verteidigungsministerium reicht es nicht aus, „bella figura“ zu machen. Es kann gut sein, dass bei der „Guttenberg-Show“ bald der letzte Vorhang fällt. Der Minister wirkt überfordert. Angesichts der Herausforderungen, vor denen die Bundeswehr steht – Rückzug aus Afghanistan und Reform zur Berufsarmee – darf man unseren Soldaten keinen Minister vorsetzen, der sich als Blendgranate erweist.