Koblenz. . Der Angeklagte im Westerwälder Missbrauchsprozess, Detlef S., hat gestanden, seine Tochter missbraucht zu haben. Zu den Vorwürfen, auch Stieftöchter und Enkel misshandelt und zur Prostitution gezwungen zu haben, schwieg er.

Der Angeklagte im Westerwälder Missbrauchsprozess hat am Mittwochnachmittag ein Teilgeständnis abgelegt. Darin räumte Detlef S. den Missbrauch seiner leiblichen Tochter Jasmin S. ein.

Zuvor war die heute 18-Jährige in nicht öffentlicher Sitzung vernommen worden. Auch ein zweites mutmaßliches Opfer, der heute 28-jährige Stiefsohn des Angeklagten, wurde angehört. Er berichtete nach Angaben des Richters, dass er bereits im Jahr 1987 von Detlef S. sexuell missbraucht worden sei. Auch habe dieser ihn des öfteren dazu gezwungen, unter der Dusche zu onanieren, und ihm dabei zugesehen.

Von den Gewalttätigkeiten des Vaters sei die ganze Familie betroffen gewesen, berichtete der 28-Jährige. Der Vater habe nicht nur mit der Faust, sondern auch mit einer selbst gebastelten Peitsche zugeschlagen.

Die Mutter bewusstlos geschlagen

An einem Tag im Jahr 2002 hatte er Blut am Körper seiner zehnjährigen Schwester Jasmine gesehen und erstmals einen sexuellen Missbrauch durch den Vater vermutet, wie der Zeuge aussagte. Als er seinen Stiefvater darauf angesprochen habe, habe dieser wieder mit Handgreiflichkeiten reagiert. Der Vater habe die Mutter bis zur Bewusstlosigkeit zusammenschlagen, sagte der 28-Jährige.

Mehrmals sei das Jugendamt eingeschaltet gewesen. Er und seine Geschwister hätten aber zu den Taten geschwiegen oder diese geleugnet. Als Begründung hierfür gab der Zeuge laut Richter an, der Stiefvater habe mit Prügeln gedroht. Auch als er im Jahr 2002 zu Hause ausgezogen sei, habe dieser gedroht, er würde ihn weiter verfolgen und ihm „das Leben zur Hölle machen“.

Brief ans Jugendamt

Die leibliche Tochter des Angeklagten sagte aus ab ihrem zwölften Geburtstag vom Vater missbraucht worden zu sein. Sie hatte das ganze Verfahren ins Rollen gebracht, als sie einen Brief ihrer Schwester Natascha S., in dem sie ihren Vater beschuldigte, an das Jugendamt des Kreises Altenkirchen weiterleitete.

Natascha S., die acht Kinder mit ihrem Stiefvater bekommen hatte (eines ist als Baby gestorben), hatte am Dienstag nach Angaben des Richters die wesentlichen Punkte der Anklage gestützt.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem 48-Jährigen unter anderem 350 Fälle von Misshandlung und sexuellem Missbrauch vor. Außerdem soll er seine Tochter und Stieftochter in 35 Fällen zur Prostitution gezwungen haben.

Der Prozess sollte am Donnerstag mit weiteren Zeugenaussagen und Gutachtern fortgesetzt werden. (dapd)