Koblenz.. Missbrauchs-Skandal erschüttert den Westerwald: Ein Familienvater soll seine Stieftochter jahrelang missbraucht und mit ihr acht Kinder gezeugt haben. Jetzt sitzt er in Koblenz auf der Anklagebank. Der Fall weckt Erinnerungen an Josef Fritzl.

In der rheinland-pfälzischen Ortschaft Fluterschen soll ein Familienvater jahrelang seine Stieftochter sexuell missbraucht und mit ihr acht Kinder gezeugt haben. Der 48-jährige Detlef S. müsse sich ab Dienstag wegen sexuellen Missbrauchs von Schutzbefohlenen vor dem Landgericht Koblenz verantworten, sagte ein Gerichtssprecher am Donnerstag zu Reuters und bestätigte damit einen Bericht der „Rhein-Zeitung“. Der Mann soll außerdem seine leibliche Tochter und seinen Stiefsohn jahrelang missbraucht haben. Darüber hinaus zwang er laut Anklage Tochter und Stieftochter zur Prostitution. Die Staatsanwaltschaft legt ihm daher auch die Förderung sexueller Handlungen von Minderjährigen zur Last.

Erinnerungen an Fall Fritzl

Die Vorwürfe gegen den Familienvater erstrecken sich nach Angaben des Gerichts über den Zeitraum von Herbst 1987 bis Sommer 2010. Der Verdächtige sitzt seit August 2010 in Untersuchungshaft. Aus Rücksicht auf die Opfer habe man sich dazu entschieden, zunächst nicht an die Öffentlichkeit zu gehen, sagte der Sprecher. Der Verdächtige schweigt dem Zeitungsbericht zufolge zu allen Vorwürfen. Nach Angaben des Gerichts liegt aber ein DNA-Gutachten vor. Darin kämen die Experten zu dem Schluss, dass die Vaterschaft von sieben Kindern mit 99,99 Prozent „praktisch erwiesen“ sei. Das achte Kind sei bereits verstorben, fügte der Gerichtssprecher hinzu.

Der Fall weckt Erinnerungen an den Inzest-Skandal von Amstetten in Österreich. Dort hatte der Familienvater Josef Fritzl vor Gericht gestanden, weil er seine Tochter Elisabeth 24 Jahre lang im Keller unter seinem Haus eingesperrt und mit ihr sieben Kinder gezeugt hat. Ein Säugling starb drei Tage nach der Geburt im Verlies, weil Fritzl keine Hilfe für das todkranke Baby geholt hatte. Fritzl war im März 2009 zu lebenslanger haft verurteilt worden. (rtr/afp)