Frankfurt. . Lange galt er als Favorit. Doch jetzt ist klar: Bundesbank-Präsident Axel Weber wird nicht EZB-Chef. Auch bei der Bundesbank wird er sich offenbar bald zurückziehen - zur Deutschen Bank?
Die Deutsche Bundesbank hat Spekulationen über die Zukunft ihres Chefs Axel Weber zurückgewiesen. Die deutsche Notenbank dementierte am Mittwoch "Gerüchte über eine bevorstehende Mitteilung zur beruflichen Zukunft" Webers. Zuvor hatte es geheißen, Weber wolle auf eine Kandidatur für den Vorsitz der Europäischen Zentralbank (EZB) verzichten und womöglich zur Deutschen Bank wechseln.
Weber galt in den vergangenen Monaten als einer der heißesten Kandidaten für die Nachfolge von EZB-Chef Jean-Claude Trichet. Der Franzose tritt im Oktober turnusmäßig nach acht Jahren ab. Aus Bundesbank-Kreisen hieß es, Weber habe "in einer vertraulichen Runde angedeutet, nicht unbedingt eine zweite Amtszeit in der Bundesbank anzustreben". Webers erste Amtszeit läuft bis Ende März 2012. Die Deutsche Bank wollte sich nicht zu den Gerüchten äußern, wonach sie Webers nächster Arbeitgeber werden solle.
Die Europäische Gemeinschaftswährung reagierte prompt auf die Gerüchte um die Zukunft des möglichen nächsten Euro-Chefbankers. Der Kurs des Euro fiel zwischenzeitlich auf 1,3609 ab. Nach dem Dementi der Bundesbank stieg der Kurs jedoch gleich wieder deutlich an.
Sorge über Abgang Webers
Die Bundesregierung wollte sich nicht zu den Gerüchten um die Personalie Axel Weber äußern. Regierungssprecher Steffen Seibert bestätigte lediglich, dass es am Vormittag "ein vertrauliches Telefongespräch" zwischen Weber und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gegeben habe. Über den Inhalt der Unterredung äußerte sich Seibert jedoch nicht. "Das Telefonat war vertraulich, die Umstände sind es auch, der Inhalt auch", sagte der Regierungssprecher.
Für Besorgnis sorgte ein möglicher baldiger Abgang Webers aber innerhalb der schwarz-gelben Koalition. "Wenn die Meldungen zutreffen, wären sie ein schwerer Rückschlag für die weitere Entwicklung des Euro", sagte der Finanzexperte der FDP-Bundestagsfraktion, Frank Schäffler, "Handelsblatt online". "Weber wäre als Trichet-Nachfolger der Garant für eine Stabilitätskultur im Sinne der Deutschen Mark gewesen." Auch der finanzpolitische Sprecher der Unions-Fraktion im Bundestag, Klaus-Peter Flosbach (CDU), sagte dem Internetmedium, er würde es "unbedingt begrüßen, wenn Herr Weber seine erfolgreiche Arbeit fortsetzt".
Axel Weber galt neben dem Italiener Mario Draghi bisher als aussichtsreichster Kandidat für das Amt des EZB-Chefs. Er selbst hatte er sich aber - ebenso wie Draghi - bisher nie zu möglichen Ambitionen auf das Amt des obersten Währungshüters geäußert.
Der Chefposten bei der Deutschen Bank wird im Frühjahr 2013 frei. Wer dort die Nachfolge des Vorstandsvorsitzenden Josef Ackermann antreten soll, ist ebenfalls noch unklar. Weber ist von Hause aus Wirtschaftsprofessor. Bei einer Privatbank hat er bisher noch nie gearbeitet.(afp)