Frankfurt/ Essen. . Eine 39-jährige Frau möchte ihre Burka am Arbeitsplatz im Rathaus tragen. Die Stadt Frankfurt lässt es nicht zu. Selbst Muslime nennen das Vorhaben ein „absurdes Ansinnen“.
Am Dienstag kam sie nicht mit ihrer Burka, nahm nicht – wie vorher angedroht – vollverschleiert ihren Platz im Bürgerbüro der Stadt Frankfurt ein. „Wir haben den Dienstantritt verschoben“, sagt Andrea Brandl, Büroleiterin im Personaldezernat der Stadt Frankfurt. „Aus Fürsorgepflicht“, ergänzt Brandl. Aus Angst, dass die 39-jährige Mutter, den Spießrutenlauf durch das Kameraspalier der wartenden Pressevertreter vor dem Römer nicht verkraftet hätte.
Die 39-jährige Deutsche marokkanischer Abstammung hatte in den letzten Tagen nicht nur ihren Arbeitgeber in der Mainmetropole überrascht, sie hatte die gesamte Republik von Konstanz bis Kiel aufgeschreckt mit ihrer Forderung, nach Ablauf des Mutterschaftsurlaubs ihren Dienst im Bürgerbüro unter einer Burka versteckt absolvieren zu wollen.
Frau hat religiöse Wandlung durchlebt
„Diese Entwicklung war nicht abzusehen“, sagt Brandl. Zu erkennen war hingegen, dass die vierfache Mutter, die seit Jahren bei der Stadt Frankfurt beschäftigt ist, eine religiöse Wandlung durchlebt hat. War sie anfangs offensichtlich westlich orientiert, trug Jeans und kam geschminkt zum Dienst, kehrte sie aus dem vorletzten Mutterschaftsurlaub mit einem Kopftuch an ihren Schreibtisch zurück. Das habe man geduldet, die Burka hingegen werde man nicht akzeptieren.
Rechtlich sieht sich Brandl auf der sicheren Seite. Eine Burka widerspreche dem Neutralitätsgebot in öffentlichen Gebäuden, erläutert sie. Und, was noch schwerer wiegt: „Der Bürger hat ein Recht auf ein Gesicht, Arbeitnehmer müssen ihre Dienstleistung persönlich erbringen“, erklärt Brandl. Trage die Frau eine Burka, könne man nicht erkennen, wer hinter dem Schleier steckt. „Bei den sensiblen Daten im Bürgeramt, wo auch Personalausweise ausgestellt werden, ist das ein Sicherheitsaspekt.“
Auch in der muslimischen Gemeinschaft stößt die 39-Jährige auf wenig Verständnis. „Das Ansinnen der Frau finde ich absurd“, sagt Naime Cekir vom Kompetenzzentrum muslimischer Frauen in Frankfurt. Ein solches Verhalten überfordere die Grenzen der Toleranz – nicht nur in der Mehrheitsgesellschaft sondern auch bei den Muslimen selbst. „Wir haben ein Kopftuchgebot, fordern aber nicht die Verschleierung des gesamten Gesichts“, erläutert der Generalsekretär der als konservativ eingeschätzten und vom Verfassungsschutz beobachteten Dachorganisation der „Milli Görüs“ in Bonn. „Wer in der Öffentlichkeit arbeiten möchte, muss sich fragen lassen, ob er dort mit seiner Burka an der richtigen Stelle ist.“ Auch beim Dachverband der Ditib-Vereine in Köln ist man irritiert. „Der Vollverschleierung fehlt jegliche religiöse Legitimation“, sagt die Referentin für Öffentlichkeitsarbeit Ayse Aydin.
Abfindung eingeplant?
In Frankfurt will man hart bleiben und die Frau, wenn sie denn in den nächsten Tagen ihren Dienst antritt, mit Burka nicht an den Arbeitsplatz lassen. Dass sie, wie einige Medien und Politiker am Dienstag spekulierten, weniger aus religiösen denn aus ganz profanen finanziellen Gründen handelt, mit einer von Steuergeldern finanzierten Abfindung spekuliert, mochte Brandl nicht bestätigen. „Ihre religiöse Überzeugung wirkt authentisch“, sagt sie.