Magdeburg. . Gegen den 41-jährigen Lokführer des Güterzuges laufen die Ermittlungen an. Er soll möglicherweise ein Haltesignal überfahren haben. Laut Bahn AG entsprach die Strecke den geltenden Sicherheitsrichtlinien.

Nach dem schweren Zugunglück mit zehn Toten in Hordorf hat die Staatsanwaltschaft Magdeburg ein Ermittlungsverfahren gegen den 41-jährigen Lokführer des Güterzuges eingeleitet. Es besteht ein Anfangsverdacht der fahrlässigen Tötung, der fahrlässigen Körperverletzung und der Gefährdung des Bahnverkehrs, wie Staatsanwaltschaft und Polizei am Montag in einer gemeinsamen Erklärung mitteilten. Dieser stütze sich unter anderem auf die Aussage eines Zeugen. Der Lokführer soll möglicherweise ein Haltesignal überfahren haben.

Nähere Angaben zum Zeugen und zu seiner Aussage wollte die Polizei aus ermittlungstaktischen Gründen nicht machen. Es wurde eine Ermittlungsgruppe zwischen Landes- und Bundespolizei unter dem Namen „Hex“ gegründet. Die kriminaltechnischen Arbeiten der Polizei am Unglücksort wurden den Angaben zufolge noch am Sonntagabend abgeschlossen.

Bahn AG: Strecke entsprach geltenden Sicherheitsrichtlinien

Die Unglücks-Bahnstrecke zwischen Magdeburg und Haldensleben entspricht laut Bahn den gültigen Sicherheitsstandards. Das erklärte das Unternehmen, zu dessen Netz der Abschnitt gehört, am Montag in Leipzig. Allerdings sei geplant, die gesamte Strecke mit einer sogenannten Punktförmigen Zugbeeinflussung (PZB) auszurüsten, die Züge beim Überfahren eines Halt zeigenden Signals automatisch abbremst. Die Arbeiten dazu hätten auf der Strecke bereits begonnen und sollten bis 2012 abgeschlossen sein, erklärte das Unternehmen.

Das Nichtbeachten eines Signals durch einen Güterzug beim Übergang von einem zwei- auf einen eingleisigen Streckenabschnitt löste möglicherweise das Unglück am Samstagabend aus. Dabei war der Harz-Elbe-Express (HEX) mit Tempo 100 frontal gegen einen Güterzug gerast. Zehn Menschen kamen dabei ums Leben, mehr als 20 wurden verletzt. Die Strecke ist nur für Höchstgeschwindigkeiten bis 100 Stundenkilometern zugelassen, wie die Bahn AG weiter erklärte. Deshalb musste sie nach der geltenden Eisenbahn-Bau- und -Betriebsordnung (EBO) nicht mit PZB ausgestattet sein. "Freiwillig" rüste man in einem mehrere Jahre angelegten Programm zahlreiche Strecken mit diesem Sicherungssystem aus.

Acht Tote noch nicht identifiziert

Bei dem Zusammenstoß eines Güterzugs mit einem Triebwagen der Veolia-Tochtergesellschaft HarzElbeExpress (HEX) wurden am Samstagabend zehn Menschen getötet, 23 weitere verletzt. Bislang konnten nur zwei Personen zweifelsfrei identifiziert werden. Es handele sich um einen 63-Jährigen und einen 74-Jährigen. Die Identifizierung der anderen acht Toten sei schwierig, hieß es.

Von den 23 verletzten Personen wurden den Angaben zufolge 13 bereits wieder aus dem Krankenhaus entlassen. Zehn Verletzte seien noch in den Kliniken. Zwei Menschen seien „schwerstverletzt“. Unter den Verletzten seien auch zwei georgische, eine portugiesische und eine brasilianische Staatsangehörige.

Die Unfallstelle wurde inzwischen komplett geräumt. Der Personenzug sei zerlegt und für weitere Untersuchungen abtransportiert worden. Die Auswertung der Fahrtenschreiber beider Züge dauert noch an. Wann die Bahnstrecke wieder freigegeben wird, stand zunächst noch nicht fest. Auf der Strecke ist Schienenersatzverkehr eingerichtet. (dapd)