Essen. Gewerkschaft der Lokführer nennt die Zustände in Sachsen-Anhalt „vorkriegsähnlich“. Strecken in NRW seien sicherer. Ein Unfall wie der vom Samstagabend sei in Nordrhein-Westfalen daher „fast unmöglich“.

In NRW sind alle Bahnstrecken seit langem mit der „induktiven Zugsicherung“ (Indusi) ausgestattet – dem Sicherungssystem, das Züge beim Überfahren eines Stopp-Signals automatisch bremst und das auf dem Unglücksgleis in Sachsen-Anhalt nicht eingebaut war.

„Es fehlt hier bei uns allenfalls auf einigen kurzen Nebenstrecken-Gleisstücken oder Werksbahnen. In Nordrhein-Westfalen ist dieser Unfall fast unmöglich“, ist Frank Schmidt überzeugt, der Chef des Landesverbandes der Gewerkschaft der Lokführer.

Strecke bei Magdeburg sei offenbar auf einem „Vorkriegs-Standard“ gewesen

Schmidt ist nach der Katastrophe von Oschersleben am späten Samstagabend, die bis jetzt zehn Todesopfer forderte, entsetzt. Gegenüber derwesten.de sagte er: „Ich bin felsenfest davon ausgegangen, dass Indusi in ganz Deutschland Standard ist. Wir sind nicht mehr in der Zeit, als Lokführer mit farbigen Holzstöcken unterwegs waren und der in den eingleisigen Abschnitt einfahrende Kollege erst dann losfahren durfte, wenn er den Holzstock in der Hand hatte“. Die Strecke bei Magdeburg sei offenbar auf einem Vorkriegs-Standard gewesen.

In NRW, so Schmidt, sei nicht nur die induktive Zugbeeinflussung die Regel, sondern auch schon der digitale Zugfunk GMSR. Seit vielen Jahren habe des deswegen im Westen keinen Unfall wie den in Sachsen-Anhalt gegeben.

Mutmaßungen, wonach der Lokführer des in den Unfall verwickelten Güterzuges nicht in seinem Führerstand gewesen sei, hält der nordrhein-westfälische GdL-Chef für baren Unsinn: „Es gibt den Totmannsknopf. Wenn er den nicht an seinem Platz gedrückt hätte, wäre ein Signalton und binnen Sekunden die Schnellbremsung ausgelöst worden“. Überhaupt sei die Unglücksursache noch rätselhaft: Bei Nebel seien ein Lokführer besonders aufmerksam, „und wenn er dann ein rotes Signal sieht, hat der die Hand an der Bremse“.