Moskau. . Unter den Opfern des Anschlags in Moskau ist ein Deutscher. Die Polizei in Moskau wurde in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt. Weltweit hat der Anschlag Entsetzen ausgelöst.
Unter den 35 Toten des Bombenanschlags auf den Moskauer Flughafen sind auch acht Ausländer, wie das russische Notfallministerium am Dienstag mitteilte. Dazu gehörten eine Person aus Deutschland und zwei Briten.
Über die Verletztenzahlen lagen zunächst unterschiedliche Angaben vor, die Rede war von zwischen 86 und 130 Verletzten. Die Bundesregierung sprach von "mindestens einem Deutschen". Eine "Person mit deutscher Staatsangehörigkeit" sei unter den Verletzten, bestätigte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes am Dienstag in Berlin. Inzwischen bestätigte Berichte, dass auch ein Deutscher bei dem Anschlag getötet wurde, bestätigte der Sprecher zunächst nicht. "Wir gehen Hinweisen nach, wonach ein deutscher Staatsangehöriger ums Leben gekommen ist", sagte der Sprecher.
Weltweites Entsetzen
Regierungen weltweit haben den Anschlag im Flughafen Moskau-Domodedowo mit mindestens 35 Toten und dutzenden Verletzten scharf verurteilt. US-Präsident Barack Obama nannte den Anschlag vom Montag „abscheulich“, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sprach von einem „feigen Anschlag“. Polizeikreisen zufolge handelte es sich um die Tat eines Selbstmordattentäters.
Anschlag in Moskau
Obamas Sprecher Robert Gibbs sagte, die USA würden die russischen Behörden in jeder möglichen Form unterstützen. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zeigte sich „entsetzt“ über den „durch nichts zu rechtfertigenden“ Anschlag. NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen erklärte, er verurteile diese „entsetzliche Tat zutiefst“. Der Terrorismus sei eine „gemeinsame Bedrohung, der wir uns vereint stellen müssen“.
Rasche Bestrafung gefordert
Merkel sprach Russlands Staatschef Dmitri Medwedew ihr „tief empfundenes Mitgefühl“ und den Opfern ihre Anteilnahme aus. EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy forderte eine rasche Bestrafung der Drahtzieher des Anschlags. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu forderte eine internationale Reaktion gegen den Terrorismus. Kanadas Regierungschef Stephen Harper sagte, die Anwendung von Gewalt gegen unschuldige Menschen dürfe niemals tolieriert werden. Australiens Premierministerin Julia Gillard verurteilte den Anschlag als „brutale Attacke“.
Die Explosion hatte die Ankunftshalle des internationalen Terminals getroffen. Russische Ermittler leiteten eine Untersuchung wegen eines „Terrorakts“ ein, gefahndet wurde nach Angaben der Nachrichtenagentur Interfax nach drei Verdächtigen. Am Anschlagsort wurde offenbar der Kopf des mutmaßlichen Attentäters gefunden. Es handle sich um einen Mann zwischen 30 und 35 Jahren mit „arabischem Aussehen“, berichtete Interfax unter Berufung auf Polizeikreise. Wie die Agentur RIA Nowosti berichtete, hatten die Sicherheitsdienste vergangene Woche Hinweise auf einen möglichen Anschlag an einem der Hauptstadtflughäfen erhalten.
Regelrechtes Blutbad
Augenzeugen berichteten von einem regelrechten Blutbad. „Ich war zehn Meter von der Explosion entfernt“, sagte Artem Schilenkow der Nachrichtenagentur AFP. „Auf einmal ist das Licht ausgegangen, schwarzer Rauch hat sich ausgebreitet. Es ist eine Panik ausgebrochen, alle hatten Angst vor einer zweiten Explosion.“ Seinen Angaben zufolge waren unter den Opfern viele Taxifahrer, die auf Kundschaft gewartet hatten.
Gewalt und Diskriminierung drohen
Staatschef Medwedew ordnete die Einsetzung eines „speziellen Sicherheitssystems“ in allen Bahnhöfen und Flughäfen des Landes an. Die Polizei in Moskau wurde in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt, die Sicherheitsvorkehrungen in der U-Bahn und an den anderen Flughäfen wurden verstärkt. Seine für Dienstag geplante Reise zum Weltwirtschaftsforum in Davos verschob Medwedew.
Der Russland-Beauftragte der Bundesregierung, Andreas Schockenhoff (CDU), warnte vor einer Polarisierung der russischen Bevölkerung in Folge des Anschlags. Es drohten Gewalt und Diskriminierung gegenüber Nicht-Russen, sagte er der „Passauer Neuen Presse“ (Dienstagsausgabe). (dapd/ afp)