Berlin. .

Aktuelle Spritpreis-Debatte: Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle ermuntert Supermärkte Benzin zu verkaufen. Experten erklären, warum das österreichische Vorbild in Deutschland nicht greift.

Angesichts immer neuer Rekordpreise an den Tankstellen hat Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) mehr Unternehmen zum Einstieg in den milliardenschweren Benzinmarkt aufgefordert. „Preise bilden sich am besten immer noch durch Wettbewerb“, sagte Brüderle laut „Bild“-Zeitung. Er könne Unternehmen nur ermutigen, in den Kraftstoffmarkt einzusteigen. Laut Zeitung bezog Brüderle sich damit auf die österreichische Aldi-Tochter Hofer, wo Kunden deutlich billiger tanken könnten. Eine Sprecherin von Brüderle stellte aber klar, Brüderles Aussagen seien grundsätzliche Anmerkungen und nicht auf irgendwelche Discounter bezogen.

Während einer Sonderaktion zu Weihnachten zahlten Kunden an Hofer-Zapfsäulen in Osttirol für Diesel und Benzin 99 Cent pro Liter. Das waren dem Blatt zufolge bis zu 20 Cent weniger als an Marken-Tankstellen. Regelmäßig unterbiete der Discounter die Konkurrenz um mehrere Cent.

Margen zu gering

In Deutschland gibt es allerdings schon viele Supermarkttankstellen. Benzin-Experte Rainer Wiek vom Hamburger Fachdienst EID schätzt ihre Zahl auf 700 der insgesamt etwa 14.000 Stationen. „Die Verhältnisse im Ausland lassen sich nicht auf Deutschland übertragen“, sagte Wiek. So gebe es im Ausland nicht den starken Mittelstand der freien Tankstellen, die mit niedrigen Preisen den Ölmultis Konkurrenz machten. Nach Überzeugung von Wiek dienen Supermarkttankstellen eher dazu, Kunden in die Märkte zu locken, statt tatsächlich im Tankstellengeschäft Geld verdienen zu wollen. „Im deutschen Tankstellengeschäft werden am Ende nur ein bis zwei Cent pro Liter verdient“, sagte er. ADAC-Sprecher Klaus Reindl ergänzte im Radiosender 104.6 RTL: „Wenn es sich bei uns rechnen würde, dann wären die Manager von Aldi und Lidl schon längst soweit, dass sie das gemacht hätten.“

Unterdessen droht der erste Politiker der Ölbranche laut „Bild“ mit staatlich festgelegten Höchstpreisen für Treibstoffe. Der saarländische SPD-Chef Heiko Maas sagte laut Zeitung: „Sollten die Ölkonzerne weiter die Preisspirale willkürlich nach oben drehen, muss die Politik reagieren.“ Auch in Deutschland müssten dann nach dem Vorbild Luxemburgs staatliche Höchstpreise bei Benzin, Öl und Gas verhängt werden können. (dapd)