Bochum. .
Margot Käßmann will nicht mit Guttenberg nach Afghanistan reisen. Politisch einmischen will sie sich aber weiterhin, sagte sie einen Tag vor ihrer Antrittsvorlesung in Bochum. Sie hoffe aber auch, dass es ruhiger um sie werde.
Die frühere EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann will sich auch künftig in politische Diskussionen einmischen. In ihrer Vorlesung als Gastprofessorin an der Ruhr-Universität in Bochum werde sie aktuelle sozialethische Themen aufgreifen und Denkanstöße geben, sagte Käßmann am Dienstag, einen Tag vor ihrer Antrittsvorlesung in der Ruhrgebietsstadt. Die Theologin ist die erste Inhaberin einer neu eingerichteten Gastprofessur für die Einheit von Wissen und Gesellschaft, die nach dem verstorbenen Bochumer Kunstgeschichtler Max Imdahl benannt ist.
Käßmann will nicht nach Afghanistan
Rund ein Jahr nach ihrem Rücktritt als Vorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und Bischöfin von Hannover äußerte Käßmann aber auch den Wunsch, dass es ruhiger um sie werde. „Ich muss nicht viel Öffentlichkeit haben“, sagte die Theologin, die im Februar vergangenen Jahres betrunken am Steuer ihres Dienstwagens von der Polizei gestoppt worden war. Ihre Vorlesung allerdings wird öffentlich sein. Neben der Vorlesung wird sie jedoch auch Seminare geben. So ist für das Sommersemester gemeinsam mit der evangelischen und katholischen Fakultät eine Veranstaltung zum Thema ökumenische Bewegung geplant.
Käßmann will jedoch die Bundeswehrsoldaten in Afghanistan nicht besuchen. Anders als vielfach berichtet habe sie einen solchen Besuch nie geplant und auch kein Mandat dafür, sagte die Theologin am Dienstag. Vielmehr werde der derzeitige EKD-Vorsitzende, Präses Nikolaus Schneider, in das Krisengebiet reisen, sagte sie.
In der vergangenen Woche war darüber spekuliert worden, dass Käßmann gemeinsam mit Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) nach Afghanistan reisen könnte. Sie sagte im oberbayerischen Wildbad Kreuth: „Wenn er mich fragt, können wir darüber sprechen.“
Käßmann „große Bereicherung“ für Ruhr-Universität
Die Dekanin der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Ruhr-Universität, Isolde Karle, nannte Käßmann eine „große Bereicherung“ für die Hochschule. Käßmann selbst bezeichnete die Berufung an die Universität als eine „großartige Gelegenheit“. Obwohl sie in Berlin wohne, werde sie künftig mindestens zwei Tage pro Woche im Ruhrgebiet sein. Umgezogen sei sie jedoch nicht, weil sie nicht wisse, wie es nach dem einen Jahr als Gastprofessorin weitergehe, sagte Käßmann. Zumindest einzelne Lehrveranstaltungen wird sie jedoch wohl auch über das Jahr 2011 hinaus an der Ruhr-Universität geben. Denn sie ist nicht nur Gastprofessorin, sondern wurde auch zur Honorarprofessorin auf Lebenszeit ernannt.
An der Ruhr-Universität hatte Käßmann 1989 ihren Doktortitel erworben. Zuletzt unterrichtete sie vier Monate lang als Gastprofessorin an der Emory University in Atlanta in den USA.
Die neue Gastprofessur in Bochum soll nach Angaben der Universität künftig regelmäßig an Persönlichkeiten verliehen werden, die sich um die Einheit von Wissen und Gesellschaft verdient gemacht haben. Im kommenden Jahr werde es wahrscheinlich eine Gastprofessur zur Wirtschaftsethik geben, sagte der Rektor der Ruhr-Universität, Elmar Weiler.
Käßmann war im Februar vergangenen Jahres betrunken am Steuer ihres Dienstwagens von der Polizei gestoppt worden war. Zuvor hatte sie sich als EKD-Ratsvorsitzende kritisch zum Bundeswehr-Einsatz in Afghanistan geäußert und damit für viel Aufsehen gesorgt. (dapd)