Essen.

Mit der Aussetzung der Wehrpflicht sind 3800 Beamte und Angestellte in den 52 deutschen Kreiswehrersatzämtern seit Jahresbeginn ohne Arbeit. Es sei völlig offen, was mit ihnen passieren wird, so der Vorsitzende des Verbandes der Beamten in der Bundeswehr.

3800 Beamte und Angestellte in den 52 deutschen Kreiswehrersatzämtern sind seit dem Jahresbeginn weitgehend ohne Arbeit. Die Mitte Dezember beschlossene Aussetzung der Wehrpflicht führt dazu, „dass 70 bis 80 Prozent des Auftragsaufkommens weggebrochen sind“, sagte der Vorsitzende des Verbandes der Beamten in der Bundeswehr, Wolfram Kamm, der WAZ.

Einberufungen, Musterungen und auch die Zuweisungen zu den Truppenteilen seien mit einem Schlag weggefallen. Verwaltungsexperten und Ärzte, 60 Prozent von ihnen sind Beamte, sitzen derzeit vor leeren Schreibtischen – und das vielleicht noch ein halbes Jahr. Es ist völlig offen, was mit den Bediensteten der Wehrverwaltungen passieren wird. Kamm kündigte Gespräche mit dem Bundesverteidigungsministerium noch im Januar an. In Berlin verlautet jedoch, vor Jahresmitte werde wohl keine Entscheidung fallen.

Hoher Altersdurchschnitt in den Kreiswehrersatzämtern

Problematisch: Der hohe Altersdurchschnitt in den Kreiswehrersatzämtern. „In den nächsten zehn Jahren scheiden mindestens 50 Prozent aus“, sagt Kamm. Das erschwert Versetzungen, obwohl andere Verwaltungen Personalmangel haben: Finanzbehörden, Zoll und das Luftfahrtbundesamt. Allein beim Zoll sind eine Million Vollstreckungen unbearbeitet.

Der Chef des Deutschen Beamtenbundes, Peter Heesen, mahnt beim Gesetzgeber „eine schnelle Lösung“ an. Heesen zur WAZ: „Unbeschäftigte oder unterbeschäftigte Mitarbeiter im öffentlichen Dienst sind nicht nur eine Belastung für den Steuerzahler. Es muss bedacht werden, dass es um Menschen geht, die Klarheit über die eigene Zukunft und über die ihrer Arbeitsplätze haben wollen“.

In NRW gibt es elf Kreiswehrersatzämter. Für die Rhein-Ruhr-Region sind die Behörden in Dortmund, Düsseldorf, Recklinghausen, Wesel und Arnsberg zuständig. Wie viele erhalten werden können, ist unklar. Interne Planungen gehen davon aus, dass von den bundesweit 52 Einrichtungen allenfalls 15 bis 20 mit neuen Aufgaben betraut werden können, so mit der Anwerbung von Freiwilligen für die reduzierte Bundeswehr. Von 3800 Betroffenen könnten 700 weiterbeschäftigt werden.