Old Loguatuo. .

Angesichts der unversöhnlichen Fronten in der Elfenbeinküste wächst die Gefahr eines Bürgerkriegs. Sein Land stehe „kurz vor einem Völkermord“, warnte der neue ivorische UN-Botschafter Youssoufou Bamba n New York.

Die anhaltende innenpolitische Krise in der Elfenbeinküste treibt immer mehr Menschen aus dem Land. Seit der Präsidentenwahl Ende November kamen mehr als 16.000 in das benachbarte Liberia, weil sie ein Wiederaufflammen des Bürgerkrieges in ihrem Heimatland befürchten. Dort klammert sich Präsident Laurent Gbagbo trotz seiner Wahlniederlage an die Macht und erkennt den Sieg seines Herausforderers Alassane Ouattara nicht an. Die Armee und die Sicherheitskräfte stehen loyal zu Gbagbo und haben sch bereits gewaltsame Auseinandersetzungen mit Anhängern Ouattaras geliefert. Rund 170 Menschen kamen dabei ums Leben.

Die Vereinten Nationen befürchten, dass die Zahl der Flüchtlinge in Liberia schon bald auf 30.000 ansteigen könnte. Sie schicken Nahrungsmittel in das Land, bauen Unterkünfte und versuchen, die Trinkwasser-Versorgung zu sichern, um den Ausbruch von Krankheiten zu verhindern. Die Liberianer befürchten unterdessen, dass die große Anzahl der Flüchtlinge wie in der Grenzstadt Old Loguatuo zu Spannungen mit den Einheimischen führen könnte.

Hilfsorganisationen rufen zu Spenden auf

Hilfsorganisationen wie das Rote Kreuz und der Rote Halbmond warnten am Donnerstag davor, Flüchtlinge der Elfenbeinküste könnten auch in die anderen Nachbarländer wie Mali, Burkina Faso und Ghana ziehen. Sie riefen zu Spenden auf, um sich vorzubereiten.

Angesichts der unversöhnlichen Fronten in der Elfenbeinküste wächst die Gefahr eines Bürgerkriegs. Sein Land stehe „kurz vor einem Völkermord“, warnte der neue ivorische UN-Botschafter Youssoufou Bamba am Mittwoch (Ortszeit) in New York. Anhänger des eigenmächtig im Amt verbliebenen Präsidenten Laurent Gbagbo drohten mit dem Sturm auf das Hauptquartier des international anerkannten Wahlsiegers Alassane Ouattara.

Der Botschafter hob hervor, dass der Schutz der Zivilbevölkerung eine Kernaufgabe der UN-Mission in der Elfenbeinküste (UNOCI) sei. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sagte Ouattaras Regierung die „volle Kooperation“ der UNO zu. Die internationale Gemeinschaft sieht in ihm den rechtmäßigen Sieger der Präsidentschaftswahl vom 28. November. Ouattara drängte zur Eile: Die Krise müsse so schnell wie möglich beigelegt werden, sagte er in Abidjan.

Bislang deutet nichts auf ein Einlenken Gbagbos hin: Er hat die Armee hinter sich, Ouattara und sein Kabinett müssen sich in einem von UN-Blauhelmsoldaten bewachten Hotel in Abidjan verschanzen. Anhänger Gbagbos drohten mit der Erstürmung des Hotels. Am Samstag werde die „Jugend der Elfenbeinküste“ das Gebäude „mit bloßen Händen befreien“, kündigte Jugendminister Charles Blé Goudé an. Ouattaras Lager befürchtet, dass Gbagbo und Goudé gewaltsame Reaktionen der Blauhelme provozieren wollen, um die UN-Friedensmission zu diskreditieren. UNOCI-Chef Alain Le Roy warf Gbagbo und den von ihm kontrollierten Staatsmedien vor, Hass auf die 9100 Blauhelmsoldaten im Land anzustacheln.

Tausende flüchten aus Angst vor Bürgerkrieg

Auch der UN-Sonderbeauftragte für die Prävention von Völkermord, Francis Deng, äußerte sich sehr besorgt über die Lage in der Elfenbeinküste. Es gebe Berichte über schwere Menschenrechtsverletzungen durch Anhänger und Truppen des eigenmächtig im Amt verbliebenen Präsidenten Laurent Gbagbo, erklärte Deng am Donnerstag in New York.

Bei gewalttätigen Auseinandersetzungen waren nach UN-Angaben zwischen dem 16. und 21. Dezember mindestens 173 Menschen getötet worden. Aus Angst vor einem Bürgerkrieg flüchteten fast 20.000 Menschen ins benachbarte Liberia. In der vergangenen Woche wurden nach UNOCI-Angaben sechs weitere Menschen getötet. „Auf Grundlage dieser Zahlen scheint sich die Lage zu bessern“, sagte ein Sprecher.

Ein Sprecher des Auswärtigen Amts in Berlin erklärte, das Scheitern der bisherigen Vermittlungsbemühungen sei „angesichts des enormen Gewalt- und Eskalationspotenzials der Situation sehr bedauerlich“. Die Bundesregierung setze darauf, dass sich die westafrikanische Staatengemeinschaft ECOWAS und die Afrikanische Union (AU) weiter intensiv um eine Lösung des Konfliktes bemühten. (rtr/afp)